WAS IMMER BLIX BERICHTET, DIE USA HALTEN AN IHREM AUFMARSCH FEST
: Kein Grund zur Entwarnung

Kein Grund für einen Krieg: Die UN-Waffeninspektoren im Irak haben keine Beweise gefunden, allerdings eine Reihe offener Fragen an den Irak – besonders über den Verbleib von Giftgasgranaten, die bei früheren Inspektionen entdeckt wurden. Was Chefinspekteur Hans Blix dem Sicherheitsrat gestern zu berichten hatte, war im Wesentlichen eine Erfolgsstory. Jedenfalls für alle, die auf Inspektionen setzen. Wie weit das für die USA gilt, blieb auch gestern unklar. Immerhin kündigten sie nun an, man werde damit beginnen, den Inspektoren das lange angekündigte Geheimdienstmaterial über irakische Massenvernichtungswaffen zu übergeben. Jetzt endlich, mit mehreren Wochen Verspätung. So kann man auch zeigen, was man von den Inspektoren hält.

Die USA folgen, auch das wird in diesen Tagen aller Welt deutlich, einem anderen Zeit- und Zielplan als dem, den die UNO im November mit ihrer Resolution 1441 beschlossen hat. Mag sein, dass Präsident George W. Bush bereit ist, auf einen Einmarsch im Irak zu verzichten. An zwei strategischen Zielen aber wird die US-Regierung festhalten: Das Saddam-Regime muss weg, und die amerikanischen Militärs müssen Zugang zum Irak erhalten. Wenn es tatsächlich gelingen sollte, mit dem riesigen amerikanischen Truppenaufmarsch Saddam Hussein zu freiwilligem Abgang und Exil zu bewegen, wäre das zwar als Präzedenzfall internationaler Politik noch immer katastrophal – doch allemal besser als ein Krieg, zumal es wirklich keinen Grund gibt, dem Baath-Regime eine Träne nachzuweinen.

Nur: Außer dem Wunsch der USA, den vermutlich die Briten und einige europäische Regierungen von Herzen teilen, gibt es bislang keinen einzigen Hinweis darauf, dass es tatsächlich so kommen könnte. Schon lange versuchen die USA, die Opposition im Lande zu stärken und das Regime von innen heraus zu zersetzen, bislang ohne jeden sichtbaren Erfolg. Auf den aber werden die USA nicht verzichten. Für eine Entwarnung in Sachen Kriegsgefahr gibt es noch keinen Grund.

BERND PICKERT