Vattenfall soll Klima schützen

Die Klimaakademie des Energieversorgers Vattenfall geht in die zweite Runde. Das PR-Projekt bleibt auch unter der GAL Schulsenatorin Goetsch bestehen. Umweltverbände kritisieren die Fortsetzung

VON MART-JAN KNOCHE

Schuldirektionen in ganz Hamburg erhalten in den nächsten Tagen Post von Vattenfall. In den Anschreiben kündigt der Energiekonzern die zweite Runde seiner „Klimaakademie“ an – und wirbt für die Teilnahme der Schulen an der PR-Aktion in diesem Schuljahr. Laut Vattenfall unterstützt man so die „Einbindung der Themen Klimaschutz und Energieeffizienz in den Unterricht“. Und in der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) gibt die neue Führung grünes Licht für Vattenfalls Nachhilfe in Sachen Umweltbewusstsein.

Die Schirmherrschaft über das Projekt wolle Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) zwar nicht von ihrer Vorgängerin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) übernehmen, sagt BSB-Sprecherin Annegret Witt-Barthel. „Es obliegt aber der Selbstverantwortung der einzelnen Schule, an den Schulaktionstagen von Vattenfall teilzunehmen oder nicht.“ Als „Bildungsnotstand“ bezeichnet Carsten Smid von Greenpeace die Tatsache, dass Vattenfalls „Klimaakademie“ durch offizielle Stellen genehmigt werde. „Aber den Hamburger Schulen fehlen die finanziellen Mittel, um den Klimawandel angemessen im Unterricht zu behandeln.“ Das kostenlose Rundum-Paket der „Klimaakademie“ verspricht einiges: Eine Lehrerfortbildung zum Thema Energieeffizienz, einen Energiesparkoffer, einen Aktionstag inklusive Unterricht in einem „Energieberatungsbus“, ein Quiz mit Preisen – und als Höhepunkt: 5.000 Euro für die „klimabewussteste“ Schule. Im vergangenen Schuljahr nahmen rund 30 Hamburger Schulen das Angebot an.

„Die Behörde stellt uns damit etwas zur Verfügung, was wir nicht haben“, erklärte der Schulleiter eines Hamburger Gymnasiums gegenüber der taz. Die Öffnung der Schulen zur Wirtschaft sei politisch schon lange gewünscht. „Die Schüler werden systematisch auf falsche Fährten gesetzt“, sagt dagegen Klimaexperte Smid. Energiesparmöglichkeiten würden von einer Firma vermittelt, die sechs Millionen Tonnen CO2 jährlich ausstoße. Smid: „Da macht man den Bock zum Gärtner.“

Vattenfall stehe sicherlich für „Energiekonzepte, die diametral grünen Konzepten entgegengesetzt sind“, sagt Witt-Barthel von der Schulbehörde der taz. Man müsse aber „auch Rücksicht auf den Koalitionspartner nehmen“. Die „Klimaakademie“ sei zudem durch das Landesinstitut für Schulentwicklung und Lehrerfortbildung geprüft worden. Zu beachten seien „natürlich die bestehenden Regeln für Kooperationen zwischen Wirtschaft und Schulen.“

Dass gegen das genannte Reglement bereits im vergangenen Schuljahr verstoßen wurde, legte ein Besuch der taz im Juni nahe: Werbe-Promoter verteilten in der besuchten Schule Werbegeschenke, auf Plakatwänden prangten Windkraftwerke und CO2-freie-Kohlekraftwerke mit Vattenfall-Logos. In der Richtlinie für Sponsoring an Schulen ist immerhin nachlesbar: „Die Bereitstellung von Werbeflächen oder sonstigen Werbemöglichkeiten für Zwecke der Produktwerbung ist unzulässig.“