berliner szenen Nichts aus Augsburg

Das große Gerassel

„Was guckst du dir heute Abend an?“, fragt C. „Nichts“, sage ich. „Toll“, antwortet C., „da komme ich mit!“ Wir hoffen, dass Nichts gut wird, doch wer weiß das schon. Nichts ist eine Band aus Augsburg, die heute im Bang Bang Club in Mitte spielen soll, eine Gruppe, von der wir bislang nicht viel gehört haben, um nicht zu sagen nichts. Außer dass es schon mal eine Band gab, die den gleichen spaßigen Namen hatte und zwar in den frühen Achtzigerjahren, als wir gerade mal geboren und folglich noch nicht musikalisch sozialisiert waren. Also Schwamm drüber! Wir ziehen los und prompt sehen wir etwas.

Einige Meter vor dem Bang Bang Club verausgabt sich ein australischer Straßenmusiker simultan an Didgeridoo und Trommel, während sein Showkollege mit Feuer jongliert. Um sie herum liegen Rasseln und Schellen und noch mehr Trommeln, eine Menschentraube betrachtet begeistert das Ethnospektakel. Lediglich ein Australier im Publikum nörgelt: „Die kriegen von mir nicht mehr als sechs Cent, Mann!“

Im Bang Bang Club: eine übermütige Nebelmaschine und eine menschenleere Bühne. Hier läuft gerade nichts. Die Augsburger kommen später. Also treten wir kurz vor die Tür. Dort haben in der Zwischenzeit die Fans der Ethnokünstler die Rasseln und Trommeln und Schellen an sich gerissen, und nun hüpfen sie alle irre herum und musizieren gemeinsam jenseits von Gut und Böse.

Wir staunen nicht schlecht, aber gucken anscheinend extra verstört. „Was geht denn mit euch?“, ruft uns ein Mann mit Rassel aus der Menge zu. Sein tanzender Kumpel brüllt: „Siehst du doch! Das sind so welche, denen gefällt nichts!“ In der Tat. JOANNA ITZEK