Aufs Glatteis geführt ...

... zum Schöfeln, Schaatsen, Schlittschuhlaufen. Ob zur Wiener Walzermusik, unter Profi-Sportlern oder in der Wüste – fast überall auf der Welt gibt es Eislaufplätze. Man muss sie nur suchen

von JULIA HEYDORN

Übers Eis zu flitzen muss dort besonders schön sein, wo der schnellste Schlittschuh erfunden wurde: in Ostfriesland. Dass das Schöfeln hier als traditionelle Volksbelustigung gilt, ist kein Wunder. Das flache Land hat so viele Seen, Kanäle und überflutete Wiesen, dass man bei Frost bis zur Nordsee oder nach Wilhelmshaven laufen kann. Ein Paradies für Schöfler ist zum Beispiel das Große Meer zwischen Emden und Aurich, das durch seine geringe Wassertiefe schnell zufriert und dann zu Glühwein auf dem Eis einlädt.

Ein Blick zu den Nachbarn: Nicht nur die eislaufversessenen Holländer freuen sich über eisige Temperaturen, auch die Belgier schaatsen mit Wonne. Zum Beispiel auf dem Vaart: Bei genügend Minusgraden kann man die fünf Kilometer von der alten Handelsstadt Brügge zur Eulenspiegel-Stadt Damme gleiten. Und das auf historischer Strecke: Im Mittelalter transportierten die Flamen per Pferd und Boot belgische Spitze über den Kanal. Auf Kufen geht‘s mitten durch die Polderlandschaft, vorbei an Weiden, Windmühlen und mittelalterlichen Wallanlagen. Infos: www.brugge.be

Inseldasein: Weil die Nordsee ihnen so schnell kein Eis beschert, haben sich die Sylter eine eigene Eislaufbahn kreiert: Noch bis Sonntag, den 19. Januar, werden mit „Westerland on Ice“ auf dem Andreas-Nielsen-Platz täglich von 11 bis 21 Uhr Aktionen zum Zuschauen und Mitmachen für Gäste und Insulaner geboten. Den Kleinen zeigt Bär-Maskottchen Tapsi wie man sich auf glattem Eis bewegt, die Großen treffen sich zur Oldie-Night. Kosten je nach Zeitzone: 2 bis 2,50 Euro. Infos: ☎ 046 51/99 83 45 oder www.westerland.de

Eislaufen im Dreivierteltakt: Bei der Eröffnung des Wiener Eistraums im vorigen Jahr ist die Vizebürgermeisterin dabei ins Stolpern geraten. Wer Wiener Wiegeschritte wagen will, kommt zwischen Freitag, dem 24. Januar, und Sonntag, dem 9. März, auf den vereisten Wiener Rathausplatz. Und kann zum Tagträumer- oder Nachtschwärmertarif auf Kufen in eine bunte Glitzerwelt eintauchen. Zu Musical-Gesängen übers Eis schweben, sich tagsüber gratis im Eisstockschießen probieren, internationale Gerichte kosten und in die Wärmezelte flüchten. Für den Weg zur Toilette braucht man nicht mal die Schuhe zu wechseln! Infos: ☎ 00 43/14 09 00 40 (ab 14. Januar) oder www.wienereistraum.com

Ein Abstecher nach Ungarn: Der Balaton, Touristenmagnet par excellence, zeigt sich im Winter von einer ungewohnt ruhigen Seite. Bei Frost bildet sich auf dem flachen See schnell ein stabiler und dauerhafter Eispanzer, der sich wunderbar zum Schlittschuhlaufen eignet. Rund um den Plattensee können sich Eisläufer nach dem Pirouettendrehen ihre gefrorenen Zehen im warmen Heilwasser der Thermalbäder aufwärmen. Infos: ☎ 01 73/146 38 67 oder www.balaton-service.de

Zurück nach Österreich: Die größte Natureisfläche Europas hat der Weissensee in Kärnten zu bieten. 6,5 Quadratkilometer ermöglichen reichlich Raum für Eissport aller Art ohne Gedränge. Infos zur aktuellen Eislauffläche gibt die Winterhotline: ☎ 00 43/47 13 22 20 22. www.weissensee.com

Verrückt: Auch in der Wüste gibt es Eis zum Schlittschuhlaufen! Mitten im Hotelkomplex des Hyatt Regency Dubai befindet sich die Galleria Eisbahn, auf der das ganze Jahr über von 10 bis 21.30 Uhr gelaufen werden kann. Das ist auch alleinreisenden Frauen möglich, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten absolute Sicherheit genießen. Trotz hoher Temperaturen an dicke Handschuhe denken: Kufen können ganz schön weh tun! Infos: ☎ 009 71/42 09 65 50 oder www.dubai.hyatt.com/dxbrd

Der Sonne entgegen: Wer in 1558 Metern Höhe in die Schlittschuhe steigen will, dem empfiehlt Beate Braithel, Trainerin des Hamburger Schlittschuh Clubs 1881 e.V., sich auf der 22.000 Quadratmeter großen Natureisfläche im Davoser Sportzentrum zwischen die Eislaufprofis zu wagen. Auf der Sonnenterrasse der Kunsteisbahn bräunen und den Blick über die Berge genießen: Ferien auf dem Eis sind im führenden Schweizer Wintersportgebiet das ganze Jahr über möglich. Auch wenn das Schlittschuhlaufen hier für die meisten Gäste nur zum Randprogramm gehört. Infos: ☎ 00 41/814 15 36 00 oder www.davos-skating.ch

Wer speziell einen Ort zum Schlittschuhlaufen sucht, hat es schwer. Skireisen gibt es in allen Variationen, für Eisläufer haben Reiseveranstalter hingegen keine gesonderten Freizeitangebote parat. Vorstellbar ist alles: der einsame See in Schweden, die holländische Grachtentour, Iceskating in Kanada. Darum: Umhören, im Atlas stöbern, einen Ort aussuchen und beim Fremdenverkehrsamt oder im Internet nach Eislaufmöglichkeiten und Wetterverhältnissen erkundigen. Kornelia Ritter, Trainerin vom Altonaer Schlittschuhläufer-Verein, träumt zum Beispiel schon seit Jahren vom Eislaufen im New Yorker Central Park.