Ertränkt im Redeschwall

Worte gegen Pause, Schweigen gegen Rede: Einen neuen Focus setzt Regisseur Michael Thalheimer in seiner Inszenierung von Kabale und Liebe, die jetzt wieder am Thalia zu sehen ist. Verdichtung und Konzentration auf jene Blindheit, an der Zwischenmenschliches so regelmäßig scheitert, prägt die Inszenierung. Denn letztlich läuft jede Figur mit einem Schleier vorm Gesicht herum und pflegt liebevoll gewachsene Illusionen.

Der adlige Ferdinand zum Beispiel glaubt wirklich, dass seine Beziehung mit der bürgerlichen Luise Zukunft hat; romantisierend ist seine Vorstellung von der Frau. Eine Fehlsichtigkeit, die noch dadurch verstärkt wird, dass er lieber seinem eigenen Redeschwall lauscht, als anderen zuzuhören.

Luise allein sieht klar – ihre gesellschaftliche Stellung, aber auch ihres Geliebten Illusion. Und sie bleibt konsequent: Sie entfernt sich aus dieser redeschwallgesättigten Gesellschaft, in der für Wahrhaftigkeit kein Platz ist und in der jeder autistischer Egomane bleibt. PS

Sonnabend, 20 Uhr, Thalia