berliner szenen Hello, darkness

My old friend

Der Winter ist krass und wird noch ein paar Jahre dauern. Bewohner von Ofenheizungen – also ich – haben es schwer, vor allem, wenn sie grad unterbemittelt sind. Manche veranstalten Kohlenpartys, bei denen die Gäste statt Getränken ein paar Briketts mitbringen, manche machen – in der Bergmannstraße – Bänke kaputt, um sie dann zu verheizen, manche gehen in der Baerwaldstraße mit Kinderwagen Kohlen holen. Das sieht romantisch aus am Nachmittag.

Statt der Wohnung kann man auch seinen Körper im Liquidrom erwärmen, was ganz schön ist, trotz dieser grauenhaften Eso-Musik, die immer da zu dominieren scheint, wo Menschen ihre nette Mitte finden sollen, was ja an sich ein vernünftiges Projekt ist. Weil so viele im Winter ins Liquidrom gehen, stößt man häufig an andere, wenn man etwa als toter Mann auf dem Rücken liegend im Wasser so vor sich hinträumt. In der Sauna ist es seltsam, weil man nicht genau weiß, ob man nun Guten Tag, Guten Abend oder Hallo sagen soll. Meist sagt man gar nichts und denkt darüber nach, was die anderen wohl denken, die vermutlich auch nichts andres denken. Am angenehmsten ist es, draußen in dem 40 Grad warmen Yakuza-Bad herumzusitzen und sich vorzustellen, man sei in diesem schönen Winterfreibad in Moskau, dass es nicht mehr gibt.

Zu Hause gibt’s auf Viva dann den „Summer of Love“: „Wir waren jung. Wir feierten und wir träumten alle einen gemeinsamen Traum: ‚Summer of Love‘. In diesem Sommer dachten wir, wir könnten die Welt verändern. Und was wären wir ohne die Musik gewesen. Unsere Helden waren: The Byrds, The Mamas & Papas, Barry McGuire (...). Und die gibt’s jetzt auf vier CDs (...) bei shop direct für nur 49 Euro plus Versand.“ DETLEF KUHLBRODT