Erfolgreich aus neun Metern

Den zweiten Erfolg beim Alsterdorfer Hallenturnier gestaltete der HSV besonders spannend. Im Finale gegen eine kroatische Auswahl fiel die Entscheidung erst nach 18 Neunmetern. St. Pauli schied früh aus und sanierte am Rande seine Keeperprobleme

von FOLKE HAVEKOST

Manchmal ist aber auch beim Winterpausenüberbrückungsprogramm besondere Ausdauer gefragt. Und die demonstrierte beim internationalen Hallenfußball-Turnier in Alsterdorf der bislang nicht sonderlich für Parkettkünste bekannte Hamburger SV am eindrucksvollsten.

Einem 3:3 nach 24 Minuten im Finale gegen die kroatische Hallenfußball-Auswahl folgte ein Marathon von 18 Neunmetern, aus denen der HSV als 9:8-Sieger hervorging. Schon im Halbfinale hatte der HSV sich nach dem 1:1 gegen Bohemians Prag in der auf den Punkt gebrachten Entscheidung keine Blöße gegeben und alle acht Neunmeter zum 8:7-Erfolg verwandelt.

Auf die Haare von Turnierveranstalter Horst Peterson färbten die Rothosen aber nicht ab. Insgesamt kamen knapp über 8.000 Besucher in die Alsterdorfer Sporthalle, etwa 1.000 Tickets fanden keinen Abnehmer. Damit war Peterson von seiner selbst auferlegten Verpflichtung entbunden, sich das Haar rot zu färben. 2002 trumpfte der Hallenfußball-Guru mit blauen Haaren auf, weil alle Kassen ausverkauft meldeten. Auch wenn es zu Petersons Farb-Experimenten passen würde: Ein vorgeschlagener Umzug des Turniers in die Color-Line-Arena würde sowohl den sportlichen als auch den finanziellen Rahmen der Hamburger Indoor-Institution sprengen.

Der braun-weiße Lokalrivale des HSV wartete in Alsterdorf vornehmlich mit Überraschungen auf. Der FC St. Pauli kann bei 4:2-Überzahl ein Gegentor kassieren (zum 4:4-Endstand gegen AB Kopenhagen), tatsächlich gegen Lübeck gewinnen (beim 2:1 gegen den VfB) und auch als Seriensieger bereits in der Vorrunde ausscheiden (durch das 0:3 gegen Bohemians Prag).

Nebenbei agierte der Kiezclub auf der Torwart-Tauschbörse: Für Arminia Bielefelds 24-jährigen Ersatzkeeper Heinz Müller wurde St. Paulis Dritt-Ballfänger Simon Henzler zu den Ostwestfalen auf die Alm geschickt. Überraschender allerdings, wer in Alsterdorf für das hauptsächlich aus Aussortier-Kandidaten bestehende Profi-Team im Tor stand: Frank Dröge, der ehemalige Keeper der Amateure, der seit dem finanzbedingten Rückzug des 1. SC Norderstedt im Sommer 2002 vor dem Arbeitsgericht gegen den Viertliga-Club klagt und nun einen bis Juni 2004 geltenden Amateur-Vertrag beim FC unterschrieb.

Dröge, der bereits als Keeper für St. Paulis Amateure und Norderstedt in Alsterdorf dabei war, kehrte auf Vorschlag des ehemaligen Cheftrainers Joachim Philipkowski zum Kiezclub zurück. „Er hat mir die Chance gegeben, mich wieder heranzuarbeiten“, erzählt Dröge, der sich während seiner halbjährigen Wechselsperre beim FC fit hielt. „Wir haben ordentlich gefightet“, resümierte Dröge den braun-weißen Auftritt in Alsterdorf, „der Sieg gegen Lübeck war wichtig für‘s Selbstvertrauen und ich glaube, wir haben den Fans gezeigt, dass die Einstellung stimmt“.

Bergedorf 85, diesmal der in Alsterdorf traditionell mitwirkende Amateur-Vertreter, konnte vor allem gegen den späteren Turniersieger Akzente setzen. Zunächst führte das Team von Rüdiger Schwarz gegen den HSV 2:0, musste sich den Profis aber doch 4:6 geschlagen geben. Auch da besaß der HSV am Ende die größere Ausdauer.