Warnschüsse für die SPD-Promis

Jetzt haben sie doch tatsächlich ein bisschen mehr Demokratie gewagt, die Bremer Sozialdemokraten. Zum ersten Mal seit 28 Jahren hat sich ein Unterbezirksparteitag wieder getraut, die von einer ehrwürdigen Mandatskommission nach langem Hinterzimmergefeilsche und mit allen Finessen des Regionalproporzes ausgehandelte Kandidatenliste für die Bürgerschaftswahl abzuändern.

Zwar haben die Delegierten es nicht so weit kommen lassen, dem einen oder der anderen Großkopferten auf den vorderen Rängen das Misstrauen auszusprechen – doch die schlechten Ergebnisse für Bausenatorin Christine Wischer und Unterbezirkschef Wolfgang Grotheer sind überdeutliche Warnschüsse vor den Bug der SPD-Promis.

Dass der ausgewiesene Umweltexperte Joachim Schuster, der längst nicht bei allen Granden gut gelitten ist, doch noch auf einem sicheren Listenplatz landete, ist ein großer Erfolg der Basis. Bei diesen Delegierten, also mitten in den einzelnen Bremer Ortsvereinen, läge auch der Schlüssel für einen erfolgreichen Bürgerschaftswahlkampf der SPD. Bleibt die interne Stimmung jedoch so bräsig, verbissen und verzagt, wie sie am Samstag im WTC war, kann die Partei ihr noch immer lauthals postuliertes Ziel einer absoluten Mehrheit am 25. Mai vergessen.

Das trifft auch auf den fahrlässigen Umgang der Genossen mit ihrer Jugend zu. Der einzige Juso-Kandidat, Thomas Ehmke, wurde zwar verbal gehätschelt, aber – als es zum Schwur kam – mit einem nahezu aussichtslosen Platz abgespeist. Die SPD glaubt offenbar, in der Zukunft auf die unter Dreißigjährigen verzichten zu können. Markus Jox

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