montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Der Winter ist die Zeit für Küchen, Köche, Kachelöfen. In der Wärme brodeln Gerüche, Gerüchte, Gerichte. Jetzt entscheidet sich die Zukunft von Kanzlern, Königen, Kaisern. Die Märchenerzähler berichten von der Geliebten, Gespielin, Gefährtin. Fragen, Fragen, Fragen stellen sich: Warum sagt er eigentlich immer alles dreimal, dreimal, dreimal? Oder: Muss das alles vors Publikum, vors Volk, vor uns in die Öffentlichkeit gezerrt werden? Seit 1968, als leider auch ich zu den Linken gehörte, haben wir das Private öffentlich gemacht. Die Beicht-Talkshows begannen in den überhitzten Küchen unserer Wohngemeinschaften. Fern jeder Fairness, Fitness und Finesse brachten wir alles auf den Tisch, was aus dem Bauch kam. Wir handelten nach der Devise des amerikanischen Soziologen Sergio Corbucci: „Citius, Altius, Fortius“. Höher, schneller, besser sollte die Welt werden. Das war in, hip, trendy. Doch die Sechzigerjahre sind längst vorbei. Der Kanzler braucht eine Gerüchtepause. Wann ist endlich Frühling?

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.