Auf Prunk poliert

Silbergeschirr und Stadtansichten: Museum für Hamburgische Geschichte eröffnet Schauräume „Im Schutz von Kirchen und Kanonen“ und „Kaufmannsdiele“ der Abteilung „Frühe Neuzeit“ neu

von DAVID PIENC und PETRA SCHELLEN

Wäre da nicht das Museum für Kunst und Gewerbe, das hiesige Mäzene stetig hätscheln – das Museum für Hamburgische Geschichte könnte das patriotischste Institut Hamburgs sein. Andererseits bietet sich Geschichtsvermittlung teils nicht zur Glanzvermehrung an, weswegen das lokalhistorische Museum wohl nie in die 1. Liga der auserwählt Prächtigen aufsteigen wird.

Dabei kam Hamburg – und das illustrieren jetzt die zwei neu gestalteten Ausstellungsbereiche „Im Schutz von Kirchen und Kanonen“ und „Kaufmannsdiele“ der Abteilung „Frühe Neuzeit“ – noch glimpflich durch den Dreißigjährigen Krieg: Statt auszubluten wie andere Regionen, zog die Stadt – unter der Hand als „Insel des Friedens“ gepriesen – massenweise Händler an, die unbehelligt Existenzen gründeten.

Die Folgen: überbordender Reichtum und barocker Prunk, die in größeren Ansammlungen silbernen Geschirrs und Zierats ihren Ausdruck fanden. Reliquien – pardon: Relikte einer kontrastreichen, großteils wenig glücklichen Zeit, die jetzt in ansprechenden Vitrinen des Museums lagern. Zur „stärksten Festung in Nordeuropa“ sei Hamburg damals geworden, betont Abteilungsleiter Ralf Wiechmann. Eine Tatsache, die mit einem enormen Einwohnerzuwachs korrespondierte; die Erschließung neuer Wohngebiete einschließlich der heutigen Neustadt folgten.

Eine stark fokussierende Ausstellung also, die exzellent ins „Glanz“-Konzept der Kultursenatorin passt, der die Hanse – man denke an Dana Horákovás Vorschlag eines Hanse-Festivals – ja besonders am Herzen liegt. Ein Fokus auch, der weniger kontextualisiert, als einseitig Patriotismus zu verstärken. Der verleitet, eigenes Glück als verdient zu begreifen, ohne anzumerken, worauf der eigene Reichtum letztlich fußt. Ein in seiner partiellen Einäugigkeit letztlich aber stimmiges Konzept, dem die Besucherzahlen Recht geben werden.

Das ist auch dringend nötig, denn „eine verfehlte Ausstellungspolitik“ hatte Dana Horáková Jörgen Bracker, dem Vorgänger der jetzigen Direktorin Gisela Jaacks, vorgeworfen. Nonchalant hatte die Behörde dieses Argument zum Anlass genommen, im Sommer 2002 Geschäftsführer Berno Haller zu entlassen, der für 2001 ein Defizit von 477.000 Euro vorgelegt hatte. Gisela Jaaks habe ein durch und durch überzeugendes Konzept vorgelegt, sagte die Senatorin in jenem heißen August, ohne sich allerdings zu Details zu äußern.

Aber vermutlich liegt Jaacks mit der – sicherlich schon zu Brackers Zeiten geplanten – Neugestaltung ganz richtig. Denn dass der Senatorin die silbernen Tassen und Löffel gefallen werden, die jetzt frisch poliert in den Vitrinen lagern, kann als sicher gelten.

Und vielleicht wird die wichtigste Hamburger Kultur-Lobbyistin darob doch noch an hiesigen Kulturinstitutionen Gefallen finden, die sie so oft so schnöde geschmäht ...

Die Schauräume Im Schutz von Kirchen und Kanonen und Kaufmannsdiele im Museum für Hamburgische Geschichte (Holstenwall 24) sind öffentlich zugänglich ab Donnerstag, 16. Januar: Di–Sa 10–17, So 10–18 Uhr