Kuschs Filz-Affären
: Bauernopfer als Selbstjustiz

Dass eine Hand die andere wäscht, ist eine alte Weisheit im politischen Geschäft. Roger Kusch aber hat sich die Hände ganz schön schmutzig gemacht, als er die Frau eines Bild-Redakteurs trotz mangelnder Qualifikation auf eine Leitungsstelle seiner Behörde hievte. Kleine Geschenke, das ist bekannt, erhalten die Freundschaft.

Kommentarvon ELKE SPANNER

Je mehr der Senator versucht, die Affäre zu erklären, desto mehr verstrickt er sich in sie. Darüber kann auch die Suspendierung von Parteifreund Ploog nicht hinwegtäuschen, denn mit den aktuellen Filz-Vorwürfen hat diese nichts zu tun.

Ploog hat einen schwerwiegenden Fehler begangen, und der Senator hatte gar keine andere Wahl als die, ihn von seinem Posten zu entbinden. Der „Sicherheitschef“ war zum Sicherheitsrisiko geworden und mit Kuschs ständiger Behauptung, die Sicherheit in der Stadt erhöhen zu wollen, nun wirklich nicht mehr zu vereinbaren.

Dennoch wird Kusch glauben, sich selbst gerettet zu haben, indem er in einem Akt der Selbstjustiz einen Bauern opferte. Hat er doch nach außen ein Zeichen gesetzt, keine Misswirtschaft zu dulden – selbst bei Parteifreunden nicht. Er hat es aber im Rahmen eines öffentlichen Auftrittes getan, der insgesamt zutiefst peinlich für ihn war.

Deshalb war die gestrige Erklärung des Senators nicht – wie von ihm geplant – eine befreiende Offensive, sondern ein Eigentor. Und will Schwarz-Schill nicht noch weitere Treffer kassieren, ist es höchste Zeit, auch den Justizsenator auszutauschen.