die spd und ihre jugend
: Der Juso-Chef trägt seine Niederlage mit Fassung

Ehmke will weiterkämpfen

taz ■ Wer Thomas Ehmke am Samstag beim Genossen-Schaulaufen im World Trade Center beobachtete, bekam fast Mitleid mit dem 24-jährigen Nesthäkchen der derzeitigen SPD-Bürgerschaftsfraktion. Blass und nervös tigerte Ehmke im Foyer der Tagungsstätte herum und versuchte, seine Chancen auf einen besseren Listenplatz zu sondieren. Drinnen, in der Parteitags-Bütt, flochten ihm gestandene Politfunktionäre wie MdB Volker Kröning Lorbeerkränze um sein Haupt.

Eigentlich habe er ja bereits abgeschlossen gehabt mit seiner Bürgerschaftskarriere, erzählt Thomas Ehmke zwei Tage nach seiner 94:115-Niederlage gegen Ulrike Hövelmann. Aber weil ihn viele Genossen – darunter erfahrene Fraktionskollegen – ermutigt hätten, sich nicht mit Platz 30 zufrieden zu geben, habe er sich „in der Nacht zuvor“ zur Kampfkandidatur entschieden. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, wenn er hätte selbst reden können, anstatt sich von anderen anpreisen zu lassen, „aber das wäre schlechter Stil gewesen“. Die Konkurrentin hätte sich nämlich nicht verteidigen können – Hövelmann weilte in Südafrika und war angeblich mit allen Versuchen gescheitert, den Rückflug vorzuverlegen.

Beleidigt aus dem Politbetrieb zurückziehen will sich Ehmke nicht: „Das bin ich den Leuten schuldig, die für mich gekämpft haben“. Sein achtbares Ergebnis wertet er trotzig als „Signal der Partei, dass unsere Anliegen auf breite Akzeptanz stoßen“. Juso-Chef will er bleiben, und vielleicht reicht es ihm – bei einem tollen SPD-Wahlergebnis – ja doch noch für ein Plätzchen in der Bürgerschaft.

Der Benjamin in der neuen Fraktion wird, sollte Ehmke scheitern, Martin Günthner sein – der ist mit seinen 26 Jahren bereits SPD-Vize in Bremerhaven und sitzt seit vier Jahren im Parlament. Die Seestadt-Genossen haben ihn jetzt sogar – hinter Siegfried Breuer und Marlies Marken – auf Platz 3 ihrer Liste gesetzt. Juso Günthner ist hoch erfreut über sein Ergebnis. Während er die Ehmke-Entscheidung des Unterbezirks Stadt als „deutlichen Affront gegen bestimmte Teile der Partei“ geißelt, habe die Bremerhavener SPD gezeigt, dass sie nicht nur eine Partei sei, „in der Leute, die lange genug in den Ortsvereinen rumgesessen haben, irgendwann mit einem Mandat belohnt werden“. Markus Jox