Bahnhof minus 35

Bahnhofsbuchhändler muss drei Viertel seiner Angestellten kündigen. Verdi: Ohne Sozialplan rechtswidrig. Das Verhalten der Bahn sei äußerst „unfair“

taz ■ Heute ist für 35 von 41 ZeitschriftenverkäuferInnen am Bremer Bahnhof Schluss. Der Bahnhofsbuchhändler Günther Reinhardt muss sie entlassen. Grund: Die Deutsche Bahn AG hat ihm für zwei seiner drei Läden zu Ende Januar kurzfristig die Kündigung ausgesprochen. „Für das bleibende Geschäft am Nordausgang kann ich nicht alle Leute brauchen“, sagt Reinhardt.

Richard Schmid, zuständiger Fachsekretär bei Verdi, wirft dem Händler rechtswidriges Verhalten vor: Weder sei der Betriebsrat vor Ausspruch der Kündigungen gehört worden noch gebe es einen Sozialplan. Das weist Reinhardt zurück: „Der Betriebsrat gibt heute seine Stellungnahme ab.“ Der Sozialplan? „Den müssen wir jetzt angehen“, sagt er, macht aber weder sich noch seinen Verkaufskräften große Hoffnungen. Zu groß sind die eingefahrenen Verluste. Ob er eine Insolvenz vermeiden kann, ist offen. „Dann würde ich den dritten Laden auch noch los“, fürchtet er. Für die Reinhardt-MitarbeiterInnen sieht Gewerkschaftsmann Schmid schwarz: „Die Perspektive für die Leute ist katastrophal.“ Viele seien über 50 Jahre alt. „Die gehen in die Sozialhilfe.“ Schmid nennt das Verhalten der Bahn „unfair“. Hätte die sich an die ursprüngliche Kündigungsfrist zum 31. März gehalten, hätte ein neuer Inhaber Reinhardts Geschäft inklusive Angestellte übernehmen können, sagt der Verdi-Mann. Diesen Plan habe die Bahn durchkreuzt. ube