vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Four-Letter-Word der Woche heißt F.I.N.D. und steht für das Festival Internationale Dramatik, das die Schaubühne in diesem Januar zum dritten Mal veranstaltet (15.–19. 1.). Theatermacher und Autoren geben mit Gastspielen und szenischen Lesungen Einblicke in aktuelle dramatische Tendenzen. Eröffnen wird das La Carnicería Teatro, Madrid, mit Rodrigo Garcías „Ich habe einen Spaten bei Ikea gekauft, um mein Grab zu schaufeln“ (15. 1.). Zu entdecken wird unter anderem der isländische Dramatiker Hávar Sigurjónsson sein, dessen Stück „Engel“ als klaustrophobisches Familienporträt ziemlich gut in die Schaubühne passt (16. 1.). David Gieselmann hat für das Londoner Royal Court Theater eine zeitgenössische Variation auf Tschechows „Kirschgarten“ („Plantage“) geschrieben (15. 1.). Ein Höhepunkt ist der Zyklus „Suburban Motel“ des Kanadiers George F. Walker: sechs Stücke, die nur dadurch miteinander verbunden sind, dass sie alle im selben schäbigen Zimmer eines Motels spielen. Auch Biljana Srbljanović schreibt an einem neuen Stück, das sich mit New York befasst, wo sie zurzeit lebt (szenische Lesung 19. 1.), womit inhaltlich die Brücke zum Berliner Ensemble geschlagen wäre. Dort nämlich hat Manfred Karge einen Brecht-Abend zusammengestellt, zu dem ihn nicht bloß Brechts berühmtes Gedicht „Verschollener Ruhm der Riesenstadt New York“, sondern wohl auch der 11. September inspirierte (Premiere 16. 1.) Vorher hat im BE aber erst noch Claus Peymanns Inszenierung von Brechts Drama „Die Mutter“ Premiere (15. 1.) Am 16. Januar zehn Jahren alt und immer noch schön: Christoph Marthalers patriotischer Abend „Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!“ in der Volksbühne (16. 1.).