UNO sucht Waffen, USA Krieg

UN-Inspektoren brauchen noch Monate für ihre Arbeit. Zwischenbericht der UNO leitet nachUS-Regierungsangaben definitiv „Endphase“ ein. Marschbefehl für 62.000 weitere US-Soldaten

PARIS/BAGDAD afp/dpa/taz ■ Die UN-Inspektoren brauchen nach Einschätzung von IAEA-Chef Mohamed al-Baradei noch „mehrere Monate“, um festzustellen, ob Irak verbotene Massenvernichtungswaffen besitzt. Diese Zeit sei notwendig, um die Mission abzuschließen, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde am Montag in Paris. Am 27. Januar würden die UN-Waffenexperten dem Sicherheitsrat in New York nur einen Zwischenbericht vorlegen, bekäftigte Baradei und versicherte, dies „verstehe“ auch der Sicherheitsrat. IAEA-Sprecher Mark Gwozdecky sagte hierzu gegenüber CNN: „Es ist eine viel bessere Möglichkeit, ein wenig länger zu warten, als Krieg zu führen.“ Baradei forderte von Irak „aktive Zusammenarbeit“ mit den Inspektoren. Bislang habe Bagdad nur „passiv kooperiert“.

Die USA wollen dagegen ihre Entscheidung über einen Krieg gegen Irak offensichtlich nicht über Monate hinauszögern. Ein namentlich nicht genanntes Mitglied der Regierung sagte gestern laut Washington Post, dass der 27. Januar „den Beginn der Endphase“ einläute. „Die Personen, die behaupten, dass der 27. Januar kein wichtiges Datum sei, wissen nicht, wovon sie sprechen“, sagte die angeblich dem Kabinett nahe stehende Quelle. Die Regierung werde sehr bald danach eine definitive Entscheidung über den Krieg fällen. Noch in der vergangenen Woche hatte US-Außenminister Colin Powell erklärt, den UN-Inspektoren werde mehr Zeit eingeräumt. Im Widerspruch dazu erklärte jetzt der Berater im US-Verteidigungsministerium, Richard Pearle, laut BBC, dass der Irak Waffen verstecke. Der Beweis hierfür liege in der Diskrepanz zwischen der Menge an Waffen, die Irak bekanntermaßen produziert habe, und jener Menge, die er nach eigenen Angaben vernichtet habe. Entweder rücke Saddam Hussein die Waffen in letzter Minute heraus, oder „es wird eine Militäraktion geben“, so Pearle. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld unterzeichnete hierzu in den vergangenen Tagen den Marschbefehl für weitere 62.000 Soldaten. Bis Ende Februar sollen 150.000 US-Soldaten in der Golfregion bereitstehen.

Die UN-Waffeninspektoren durchsuchten am Montag erneut mehrere technische Universitätsinstitute in Bagdad und befragten dabei zahlreiche Studenten zu ihrer Forschung. Weitere Inspektionen gab es auf dem Gelände des Falludscha-Industriekomplexes, rund 100 Kilometer westlich von Bagdad. GB

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