Im Neonröhren-Glanz

Olympische Träume über alles: Ein Fachkongress soll die Hansestadt dem Ruhme nah bringen. Und Henning Voscherau ist ja auch noch da

von PETER AHRENS

Alles ist für das große Fest bereitet. Der Hamburger Sportbund hat gar seinen frugalen Neonröhren-beleuchteten Konferenzraum mittlerweile zum „Olympiasaal“ umgetauft. Darin sitzt der hochherrschaftliche Olympiabeauftragte des Senats, Ex-Bürgermeister Henning Voscherau, und schwärmt von der „subversiven Kraft“ der Hamburger Olympia-Bewerbung, „die jetzt rausgelassen werden muss“. Und dazu sollen sich die 1. Internationalen Sport-Tage vom 7. bis 9. Februar eignen, an denen in der Hansestadt im CCH ein großer Sportfach-Kongress über die Bühne geht. Und Rolf Zuckowski schwingt dazu die Klampfe.

„Wir Hanseaten sind normalerweise immer so vornehm und zurückhaltend mit unseren eigenen Leistungen“, sagt Voscherau und tritt postwendend den Beweis an, dass das auf ihn beim besten Willen nicht zutrifft. „Mein damaliger Innensenator Hackmann“ sei einer der Kongressgäste, zählt er auf und erinnert daran, dass „ich die Color Line Arena damals angeschoben habe“. Und auch sonst verfestigt sich der Eindruck, dass die Hansestadt nur noch deswegen eine Chance im Olympia-Rennen hat, weil sie über eben diesen Senats-Beauftragten verfügt.

Hamburg solle als „Marke für Olympia“ 2012 etabliert werden, und daher sei es gut, dass auch Werbe-Profi Reinhard Springer von der Agentur Springer&Jacoby zu den Kongress-TeilnehmerInnen gehört. Daneben finden sich Handelskammerchef Karl-Joachim Dreyer, Sportmedizin-Papst Wildor Hollmann und der abgewählte Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Walther Tröger, auf der RednerInnen-Liste. Ex-Marathoni Herbert Steffny, heute „Personal Coach des Außenministers“ in Sachen Jogging, spricht zum Thema Fitness, es gibt einen Inline-Skatingkurs, und da es zurzeit keine Veranstaltung in der Stadt ohne chinesische Zutaten gibt, führen Großmeister aus Fernost in die Disziplin des Wushu ein. 500.000 Euro ist das den Veranstaltern insgesamt wert – Geld, das vor allem durch die Tagungskosten von 125 Euro pro TeilnehmerIn eingeholt werden soll.

Das Ganze wird selbstverständlich moderiert von Reinhold Beckmann, John Neumeier tanzt am Abend Ballett, und Rolf Zuckowski singt beim Kinderturnen. Es fehlt allerhöchstens Heidi Kabel, vielleicht noch Johannes B. Kerner. Sonst sind alle da. Und für die beiden findet der veranstaltende Verband für Turnen und Freizeit VTR vielleicht auch noch ein Pöstchen.

VTR-Geschäftsführer Bernd Lange-Beck hat dann noch mitzuteilen, dass auch Gäste aus den Mitbewerberstädten Stuttgart und Düsseldorf sich zu dem Kongress angesagt haben, und seiner freudig erregten Miene ist dabei zu entnehmen, dass er glaubt, diese beiden Städte hätten damit bereits ihre Kapitulation im Vorfeld der NOK-Entscheidung im April verkündet. Er gehe „selbstverständlich davon aus, dass auch die nächsten Internationalen Sport-Tage in Hamburg stattfinden“. Und „2012 haben wir dann die 10. Sport-Tage“. Was immer das heißen mag.