Nachwuchs verprellt

Lehrerverband: Senat fährt Lehrerbildung an die Wand. 126 Nachwuchspädagogen zur Zwangspause verdammt

Im Streit um die Lehrerbildung drehen sich die Argumente im Kreis. Lehrerverbände warnen vor eklatantem Nachwuchsmangel. Denn nach einem Abbau der Referendariatsplätze um 35 Prozent stünden künftig nur noch 500 Absolventen einer jährlichen Pensionierungsquote von 800 Lehrern gegenüber. „Der Senat fährt die Lehrerbildung an die Wand und benutzt sie als Steinbruch für Sparmaßnahmen“, kritisiert Arno Becker vom Deutschen Lehrerverband (DL) in Hamburg.

Alles halb so schlimm, kontert die Bildungsbehörde. „Schon heute kommen 60 bis 70 Prozent aller Bewerber aus anderen Bundesländern“, sagt Sprecher Hendrik Lange. Und da die Stadt mit A13 mehr Gehalt zahle als andere, sei sie auch künftig attraktiv.

So attraktiv offenbar, dass Hamburg den Nachwuchs auch verprellen kann. Gestern meldeten sich auf Einladung des DL vier Opfer der Senatspolitik zu Wort. Denn im Zuge der Verkürzung des Referendariats auf anderthalb Jahre entschied der Senat, zum 1. Februar für den Gymnasialbereich gar nicht auszubilden. Laut Lange nur, um zu verhindern, dass anderthalb und zweijährige Referendare zugleich fertig sind und „riesengroße Konkurrenz“ entsteht.

Das Nachsehen haben nun Natascha Milde und 125 Kommilitonen, die nach dem 1. Examen zum 1. Februar das Referendariat antreten wollten. Aus der Presse habe sie erfahren, dass daraus nichts wird, berichtet Milde: „Die offizelle Absage gab es erst, als es für eine Bewerbung woanders zu spät war.“

Die 126 erhalten nun zum 1. August eine zweite Chance. Allerdings konkurrieren sie dann mit den Sommerabsolventen und einer langen Alt-Warteliste um nur noch 69 Plätze. Dazu Lange: „Es ist ja die Frage, ob alle 126 weitermachen, oder sich in andere Bundesländer orientieren.“ Schließlich koste Lehrerausbildung „viel Geld“. KAIJA KUTTER