Der Rückkehrer rollt an

Lance Armstrong startet im Januar in Australien sein Comeback in den Radsport. Das kasachische Team Astana steht zur Verpflichtung des 37-Jährigen bereit. Alberto Contador, der bisherige Kapitän, findet das gar nicht witzig

SYDNEY/BERLIN dpa/taz ■ Es wird ernst. Gleich zu Saisonbeginn wird Lance Armstrong wieder mitrollen im Peloton der Berufsfahrer. Sein erstes Radrennen wird der Rückkehrer im Januar in Australien bestreiten. Der 37-Jährige nehme an dem Rennen Tour Down Under teil, sagte der Premierminister des Bundesstaates Südaustralien, Mike Rann, am Mittwoch. Er ist damit dem amerikanischen Radler zuvorgekommen, der seinen Comeback-Pläne gestern auf einer Pressekonferenz in New York konkretisieren wollte (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Die Tour Down Under dauert vom 20. bis 25. Januar. Die Saison wird ganz auf einen Erfolg bei der Tour de France im Juli 2009 ausgerichtet sein.

Immer deutlicher zeichnete sich bis gestern ab, dass die Rückkehr Armstrongs auch zu einer Wiedervereinigung mit Johan Bruyneel, dem Chef des Rennstalls Astana, wird. Der Belgier hatte Armstrong als sportlicher Leiter zu dessen sieben Siegen bei der Tour de France geführt. Der kasachische Verteidigungsminister, der als Präsident des nationalen Radsportverbandes auch das Sagen beim von Staatsunternehmen unterhaltenen Astana-Team hat, freut sich schon auf Armstrong. „Er ist ein großer Radsportler und seine humanitäres Engagement ist ebenfalls groß. Deshalb passt er perfekt zu unserem Team.“

Nicht alle im Team Astana freuen sich auf die Rückkehr von Armstrong in den Rennzirkus. Alberto Contador, in diesem Jahr Kapitän des Teams, zeigte sich mäßig begeistert über ein Engagement Armstrongs. Als der 25-jährige Madrilene den Vuelta-Sieg unter Dach und Fach hatte und damit ein historisches Triple nach dem Toursieg 2007 und dem Giro-Triumph im Juni schaffte, raffte er sich zu einer eindeutigen Stellungnahme auf. „Ich habe mir verdient, bei Astana Kapitän zu sein, ohne dafür jetzt zu kämpfen. Mit Armstrong könnte es Probleme geben. Ich habe noch einen guten Vertrag bis 2010, aber es gibt schon viele Anfragen verschiedener Teams“, sagte Contador.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich auch andere Teams um Lance Armstrong bemühen. Eines davon: der belgische Rennstall Quickstep. Teamchef Patrick Lefevère würde den Amerikaner nur zu gern als Ersatz für den italienischen Weltmeister Paolo Bettini verpflichten, der Quickstep verlassen wird. „Es scheint unrealistisch, aber es ist einen Versuch wert“, sagte Lefevère. Einer seiner Hauptsponsoren könnte ihm indes einen Strich durch die Rechnung machen. Den Rahmenbauer Specialized wird Armstrongs Engagement für den amerikanischen Radhersteller Trek wohl nicht erfreuen. Unter dessen Label will Armstrong ein Juniorenteam gründen, für das er unter anderem Taylor Phinney, Juniorenweltmeister in der Einzelverfolgung auf der Bahn, gewinnen will.

Auf der Pressekonferenz am Mittwoch wollte Armstrong auch sein persönliches Anti-Doping-Programm vorstellen. Er will seine Blutwerte von Don Catlin überwachen lassen. Der ehemalige Leiter des olympischen Doping-Analyse-Labors in Los Angeles ist wissenschaftlicher Leiter eines Anti-Doping-Instituts, das Test und Beratungsangebote für Sportler bereithält.