1000 tolle Tram-Träume

VCD präsentiert Studie für die von der Politik bislang verschmähte Regional-Stadtbahn zwischen Cuxhaven und Bremerhaven, BSAG plant Stadtbahn-Strecken nach Nordenham und Rotenburg

„Der Schienenverkehr ist der Schlüssel zur Lösung der Verkehrsprobleme“

taz ■ „Eine Regional-Stadtbahn für die Region Bremerhaven/Cuxhaven ist von den Betriebs- und von den Investitionskosten her realistisch.“ Zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag der VCD-Kreisverbände der beiden Städte erstellte Studie, die neuen Schwung in die Debatte um einen besseren Nahverkehr an der Unterweser bringen soll.

Entlang der Eisenbahnstrecke von Cuxhaven nach Bremerhaven würden nach diesem Vorschlag sechs neue Haltepunkte eingerichtet. An beiden Enden würde die Strecke zudem um einen Straßenbahn-Teil durch die City erweitert: in Cuxhaven vom Hauptbahnhof bis zum Karl-Olfers-Platz, in Bremerhaven vom Bahnhof Lehe oder der Stadthalle durch die Hafenstraße und die Fußgängerzone zum Hauptbahnhof. Auch Langen soll eine Straßenbahn quer durchs Zentrum erhalten. Ohne umzusteigen könnten Fahrgäste dann zwischen Cuxhaven und Bremervörde sowie Langen-Nord und Stubben nahezu von Haustür zu Haustür reisen.

Durch die Kombination von Stadt- und Vorort-Verkehr, sind die Verkehrs-Experten überzeugt, sei die Regional-Stadtbahn wesentlich wirtschaftlicher als die zuletzt von den Bremerhavener Stadtverordneten abgelehnte Straßenbahn. Binnen drei Jahren, so ihre Prognose, könnten die Fahrgastzahlen auf nahezu das Dreifache, in fünf Jahren sogar bis auf das Viereinhalbfache wachsen. Die jährlichen Zusatz-Betriebskosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro würden damit „weitgehend kompensiert“.

Für Gleise und Fahrzeuge müssten der Studie zufolge etwa 78 Millionen Euro investiert werden, von denen Bund und Länder 80 Prozent übernehmen könnten. Im Gegenzug würde die Regional-Stadtbahn die Region aber „erheblich besser erschließen“, betont Jens Volkmann, Vorstand des Bremerhavener VCD.

„Der Schienenverkehr ist der Schlüssel zur Lösung der Verkehrsprobleme“, sagt auch Bernd Strüßmann von der Bremer Arbeitnehmerkammer. Wer PendlerInnen zum Umstieg auf die umweltfreundlicheren öffentlichen Verkehrsmittel bewegen will, der müsse vor allem Züge fahren lassen – und zwar möglichst dahin, wo die Menschen wohnen und arbeiten. „Je näher der Bahnhof, desto mehr schwindet der Widerstand, auf das Auto zu verzichten“, hat Strüßmann bei einer repräsentativen Befragung unter 700 PendlerInnen herausgefunden.

Mit ihrer jetzt vorgelegten Studie bringen die Straßenbahn-Fans von der Unterweser rechtzeitig vor der Wahl der Stadtverordneten-Versammlung Ende September auch den Bremerhavener Magistrat in Erklärungsnöte. Vor zwei Jahren schon trugen die Stadtverordneten diesem nämlich auf, eine eben solche Untersuchung vorzulegen. „Die steht bis heute noch aus“, kritisiert SPD-Schienen-Fan Uwe Parpart das Ressort von Bau-Stadtrat Volker Holm (CDU).

Dabei sind sich die Nahverkehrsplaner in Bremen und Niedersachsen des Potenzials der getunten Straßenbahnen durchaus bewusst. Sternförmig etwa sollen diese schon in einigen Jahren nach Bremen fahren: von Bremerhaven nach Twistringen und von Nordenham durch die Bremer City bis Rotenburg. Für diese Strecke hat die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) in Hannover und Bremen bereits ein Angebot vorgelegt. Die Züge könnten am Bahnhof Neustadt auf die Straßenbahngleise wechseln und in Höhe der Rembertistraße wieder auf die Bahn-Schienen, um dann über das Mahndorfer Kreuz und den Weserpark in Richtung Rotenburg zu fahren, sagt BSAG-Chef Georg Drechsler. Auch in und direkt um Bremen soll das Schienennetz weiter wachsen: nach Stuhr, Brinkum und Leeste, von Osterholz über Tenever und den Weserpark zum Bahnhof Mahndorf sowie von Sebaldsbrück weiter nach Osten. Voraussichtliche Investitions-Summe insgesamt: rund 330 Millionen Euro.

Von so viel Schienen kann Bremerhaven nur träumen: Die Pläne, die das Bremer Bauressort und die Landesnahverkehrsgesellschaft Anfang November vorstellten, fasst SPD-Mann Parpart in drei Worten zusammen: „Bus, Bus, Bus.“ Armin Simon

Die Studie wird am 17./18. Januar im Ev. Bildungszentrum Bad Bederkesa vorgestellt. ☎ 047 45 - 949 50.