Gesunde Kassen, kranke Patienten

betr.: „Schmidt: Gesundheitsreform beschleunigen“, „Auf Biegen und Brechen“, taz vom 13. 1. 03

Als Arzt, der nicht nur das deutsche Gesundheitssystem zur Genüge aus verschiedenen Blickwinkeln kennt, kann ich nur vor der geplanten Stamokap-Kassenwirtschaft warnen.

Mehr Bedeutung für Kassen, ob privat oder gesetzlich, bedeutet nur absurde Bevormundung und radikale Einschnitte in der Versorgung. Die Schimäre Marktwirtschaft, die durch fusionierte Großkassen vorgespiegelt wird, ist doch Hirngespinst verbündeter GewerkschaftsfunktionärInnen vom Schlage Mönig-Rahne oder der ach so solidarischen Gesundheitsministerin.

Versagung von notwendigen Leistungen erfolgt doch jetzt schon in großem Stil von privaten und gesetzlichen Kassen. Über das freie Unternehmertum mag nachgedacht werden, Polikliniken sind ein guter Ansatz, aber dann bitte unter ärztlicher und nicht fachfremd sozialdemokratisierender Ägide.

CHRISTOPH GAHLEMANN, Hamburg

Endlich einmal ein kurzer und klarer Überblick, was im Gesundheitswesen auf uns zukommt.

Etwas Sorge macht mir allerdings der Gedanke, dass nicht mehr der Arzt über meine Therapie entscheidet, sondern die Krankenkasse, die ja auch finanzielle Interessen hat. Oder gar ein von einem Gesundheitsökonomen geleitetes Institut bestimmt, in welchem Alter welche Operation noch lohnt. Kriegen wir dann britische Verhältnisse?

Ob das Modell „Arzt als Unternehmer“ noch zeitgemäß ist, kann erst dann in Frage gestellt werden, wenn Ärzte nicht mehr zur Existenzgründung 150.000 bis 300.000 Euro investieren müssen, die ja auch an die Banken zurückgezahlt werden müssen. Das von der Regierung geplante Modell kann nur funktionieren, wenn Ärzte nicht mehr als Unternehmer und Freiberufler ein wirtschaftliches Risiko tragen, sondern – von wem auch immer – in ein Angestelltenverhältnis übernommen werden. Hat ja in der DDR mit den Polikliniken schon prima funktioniert. Die paar Patienten, die sich den Luxus eines Arztes außerhalb der dann geltenden Versorgung gönnen wollen, können sich ja noch einen privaten „Leibarzt“ halten. Irgendeine Versicherung wird dafür schon einen Tarif anbieten. […] BIRGE FREY, Hennstedt

Die Diskussion über die Gesundheitsreform macht die Versorgungsstrukturen zum Jahrmarkt – billiger und besser!?

Es wird nie auf die Kassen geschaut, die die Gelder verwalten. Ich kenne viele Kassen, die gerade in den letzten Jahren ihre Personalstruktur weiter ausgebaut haben und dazu natürlich noch den einen oder anderen Neubau hingesetzt haben – sicherlich um das Geld ihrer Versicherten gut anzulegen oder zur Gesundheitsversorgung der Versicherten?

Die Nullrunden im Gesundheitssystem gibt es schon seit Jahren, wobei die Kassenangestellten und Manager diese nicht mit gemacht haben. So scheint es, dass die Beiträge die Kassen gesund machen und nicht die Patienten. CHRISTOPH ERNST, Gütersloh