Anschlag auf Aust

Mit Farbbeuteln wurde am Donnerstag die Villa von Stefan Aust beworfen. Die Polizei verdächtigt die linke Szene

Wenn die Staatsschutzabteilung des Hamburger Landeskriminalamtes ausrückt, geht es in der Regel um wichtigeres als um Farbkleckse an Häuserwänden. Die Wand, die am Donnerstagmorgen im Stadtteil Blankenese mit Farbbeuteln verunstaltet wurde, gehört allerdings zur Villa des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust.

Bei dem Anschlag warfen die Täter neben Beuteln auch mit Steinen gefüllte Marmeladengläser gegen das Haus. Dabei gingen mehrere Fensterscheiben zu Bruch. Verletzt wurde laut Polizeiangaben niemand. An einer Mauer gegenüber der Villa wurde außerdem eine Rauchgranate gezündet. Aust selbst war nicht anwesend, allerdings hielten sich seine Frau sowie die zwei Kinder des 62 Jahre alten Journalisten im Haus auf.

Ein Nachbar hatte in der Nacht zum Donnerstag ungewöhnliche Geräusche gehört und rief die Polizei. Diese stoppte anschließend einige Züge am S-Bahnhof Blankenese. Bereits eine Stunde nach dem Anschlag überprüften Beamte des Staatsschutzes drei Tatverdächtige, die aus der linken Szene stammen sollen. „Ein dringender Tatverdacht hat sich aber nicht erhärtet“, sagte der Polizeisprecher. Nun fahnden die Ermittler nach mindestens zwei Unbekannten.

Ebenfalls unklar sei, ob es einen Zusammenhang mit dem Kinostart des RAF-Films „Der Baader Meinhof Komplex“ gebe. Stefan Aust ist Autor des gleichnamigen Buches, das als eines der wichtigsten Sachbücher über die Rote Armee Fraktion gilt. Die an das Buch angelehnte Verfilmung des Regisseurs Uli Edel dokumentiert die Zeit zwischen den Studentenrevolten 1967 und der Ermordung Hanns Martin Schleyers im Herbst 1977. Hauptdarsteller sind unter anderem Martina Gedeck (Ulrike Meinhof), Moritz Bleibtreu (Andreas Baader) und Johanna Wokalek (Gudrun Ensslin).

Zeitgleich zum Film brachte der im Februar beim Nachrichtenmagazin Spiegel in Ungnade gefallene Aust vor kurzem die dritte Auflage seines RAF-Bestsellers heraus. Ein Hörbuch sowie das Buch zum Film von Produzentengattin Katja Eichinger sollen folgen. UTA GENSICHEN