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Was passiert mit Wikipedia-Artikeln, die zu obskur oder abseitig sind? Sie landen bei Deletionpedia

Welche Einträge in der freien Netz-Enzyklopädie Wikipedia vertreten sind und in welcher Ausführlichkeit, ist seit langem ein Streitpunkt unter den Autoren und Mentoren, die die Lexikoneinträge schreiben oder betreuen. Einer der Streitpunkte betrifft die Frage, wo die Grenzen der Trivialität überschritten werden. So wurde ein Eintrag über „unwichtige Star-Wars-Kopfgeldjäger“ beispielsweise ausgemustert – im Gegensatz zu einer kompletten Liste der ausgestrahlten „Jetsons“-Folgen – einer US-Zeichentrickserie von Anfang der Sechzigerjahre.

Diejenigen, die das Trivialitätsauswahlverfahren für Zensur halten, können nun aufatmen. Denn ein Programm rettet die bei Wikipedia gelöschten Einträge und konserviert sie bei Deletionpedia. Dort finden die Einträge, die selbst für Wikipedia zu banal sind, ihre letzte Ruhestätte. Wie zum Beispiel eine Liste der über hundert Waffen, die in dem Videospiel-Universum von „Warhammer 40.000“ auftauchen, der Wikipedia-Eintrag dazu wurde am 9. Juli 2008 nach immerhin 893 Tagen in der Enzyklopädie endgültig gelöscht. Sogar der Deletionpedia-Eintrag sollte gelöscht werden, ist aber nochmal davongekommen.

Bei Wikipedia befinden sich über 2,5 Millionen Einträge, die aber alle von Freiwilligen darauf untersucht werden, dass sie weder ein Copyright verletzen noch die Grenze zwischen Ideologie und Wahrheit verwischen – oder einfach schlicht falsch oder nicht gut sind. Aber selbst diese Arbeiten werden nun im Netz für die Ewigkeit bei Deletionpedia archiviert – der Lagerraum kostet ja auch fast nichts.

JULIA NIEMANN