Wir sind im Krieg

betr.: „Sind wir schon im Krieg?“ von Ulrike Winkelmann, taz vom 20. 9. 08

Wie wäre es, mit einer wissenschaftlichen Definition des Begriffs Krieg zu arbeiten? Zum Beispiel der von der Webseite der Hamburger AKUF (Arbeitsstelle Kriegsursachenforschung):

„In Anlehnung an den ungarischen Friedensforscher István Kende (1917–1988) definiert die AKUF Krieg als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist: (a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt; (b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.); (c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d. h., beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern.“

Die AKUF führt dementsprechend zwei Kriege in Afghanistan an: einen „Antiregimekrieg“, der seit 1978 geführt wird, und einen „Anti-Terror-Krieg“ seit 2001. Die Bundeswehr führt eindeutig bewaffnete Operationen durch bzw. unterstützt sie logistisch. Wir sind also schon im Krieg, und zwar seit dem Eintreffen der ersten Bundeswehrtruppen in Kabul. UTE FINCKH, Berlin