Vollständige Inhaltsangaben

Zutaten, die Allergien auslösen können, müssen ab 2005 auf den Etiketten von Lebensmitteln vermerkt werden. Das sieht eine EU-Richtlinie vor, die noch das Europäische Parlament passieren muss. Der Asthmabund begrüßt den Plan des Ministerrats als „große Erleichterung für Allergiker“

von VOLKER ENGELS

Die meisten Allergiker wissen aus leidvoller Erfahrung recht gut, welche Stoffe bei ihnen zu Juckreiz und Schwellungen im Mund, zu Durchfall, Blähungen oder Ekzemen an Haut und Schleimhäuten oder zu Schlimmerem führen. Allergien können auch lebensgefährliche Reaktionen wie Asthma oder allergische Schocks auslösen. In vielen Fällen lassen sich die auslösenden Substanzen auf den ersten Blick erkennen und meiden. Egal ob der Körper auf Penicillin, Nüsse oder Milchprodukte reagiert: Das Wissen um die Allergieauslöser ist für 6 bis 8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, die unter Allergien leiden, oft ein erster und manchmal der einzige Schritt zur Linderung.

Das Leben zahlreicher Allergiker wäre einfacher, gäbe es da nicht die versteckten Allergieauslöser in Nahrungsmitteln, die sich in harmlos scheinender Marmelade, in Soßen oder Jogurts verstecken. Die Inhaltsstoffe von verarbeiteten Lebensmitteln sollen in Zukunft wesentlich präziser als bisher ausgewiesen werde, sieht eine Richtlinie der Europäischen Union (EU) vor, die kürzlich vom Ministerrat in Brüssel gebilligt wurde. Stimmt das Europäische Parlament den Beschlüssen zu, müssen ab 2005 Zutaten, die Allergien auslösen können, auf den Etiketten von Lebensmitteln vermerkt werden.

Bisher brauchten Hersteller Zutaten, die weniger als ein Viertel des Endprodukts enthalten, nicht gesondert zu kennzeichnen. Doch in Zukunft müssen etwa bei Soßen Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die Allergien auslösen können, einzeln aufgeführt waren. Auch sehr allgemein gehaltene Begriffe wie „pflanzliches Öl“ müssen präziser gefasst werden: Verbraucher werden auf dem Etikett erkennen können, ob es sich um Haselnuss- oder Sonnenblumenöl handelt. Wichtige Informationen für Menschen, die auf Nüsse allergisch reagieren.

Dass alle Inhaltsstoffe auf dem Etikett angegeben werden müssen, sei eine „unmittelbare Reaktion auf wiederholte Forderungen von Konsumenten nach besseren Informationen über die Zusammensetzung der Lebensmittel, die sie kaufen“, sagte EU-Kommissar David Byrne, der in Brüssel für den Verbraucherschutz zuständig ist. Eine Einschätzung, der sich Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund anschließt: „Die neue Richtlinie ist eine große Erleichterung für Allergiker.“ Rund 30 Prozent aller Erdnussallergien träten durch „unbewussten Verzehr“ auf. Mit anderen Worten: Selbst Allergiker, die gut über Zusätze informiert sind, die ihnen gefährlich werden können, wissen häufig nicht, in welchen Lebensmitteln oder Speisen Allergene enthalten sind. „Man vermutet ja nicht unbedingt, dass in der Currysoße, die im Restaurant serviert wird, auch Erdnussbestandteile enthalten sind“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Allein die Liste der Nahrungsmittel, die mit Eiern hergestellt werden, ist lang. Ei steckt etwa in Fertigsalaten, panierten Gerichten, Gemüse-, Fertiggerichten, Zwieback, Nudelgerichten, Wermutweinen wie Campari, Speiseeis, Lebkuchen, Zuckerwatte, vielen Bonbons, Soßen, Hefezopf, Semmelknödeln und Frikadellen. Hinter den Begriffen „Molkenprotein“, „Süßmolke“, „Sauermolke“, „Kasein“ und „Kaseinate“ versteckt sich Milcheiweiß, das ebenfalls zu allergischen Reaktionen führen kann. Wichtig ist es daher, das Zutatenverzeichnis genau zu lesen. Das wird, sofern das Europäische Parlament den Beschlüssen des Ministerrats zustimmt, ab 2005 wesentlich leichter werden. So lange ist es wohl ratsam, auf Lebensmittel, die hoch verarbeitet sind, zu verzichten. Immerhin gibt es schmackhafte Alternativen auch jenseits von Tiefkühlpizza und Dosen-Bolognese.

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund e. V. bietet zum Thema Allergien Beratungen an: www.daab.de. Zusatzstoffe in Lebensmitteln können bei der Verbraucherinitiative e. V. abgerufen werden: www.zusatzstoffe-online.de