farb-„anschlag“
: Das letzte Geklecks

Wenn man Marxens Diktum, die Geschichte wiederhole sich einmal als Tragödie und einmal als Farce, auf die RAF anwenden wollte, dann müsste wohl die Enttarnung der im Arbeiterstaat DDR verbürgerlichten Ex-RAFler als Tragödie durchgehen. Farbkleckse auf der Fassade des Hauses von Stefan Aust böten sich als Farce an – wenn das nicht schon zu hoch gegriffen ist.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Das Angriffchen auf die Nachtruhe und den auch mit Insiderkenntnissen über die RAF zusammengeschriebenen Besitz von Autor Stefan Aust hat dasselbe Problem wie der Terror der RAF: Es ist nicht vermittelbar.

Die Farbschmeißer haben wahrscheinlich recht: Der Film zum Buch „Der Baader Meinhof Komplex“ wird den Diskurs über die RAF eher nicht verändern, sondern nur neu aufkochen und unterm Strich die ohnehin dominante Aust’sche Interpretation tiefer ins kollektive Gedächtnis eingraben. Sicher ist indes, dass der Versuch, Austs gelegentlich arg schwarz-weißer Sicht ein paar Farbflecken aufzutupfen, so nicht funktionieren kann.

In Erinnerung bleiben werden die nächtlichen Farbkleckse bestenfalls als letztes Rückzugsgefecht des „legalen Umfelds“ im geschichtspolitischen Kampf um die Deutungshoheit.