BUCHTIPP

Die Weltreise

Ein Buch über eine Weltreise zu zweit. Also wieder einer, der sich verwirklicht und glaubt, er müsse uns davon erzählen? „Endlich weg“ heißt das Buch von Rüdiger Barth auch noch, das klingt nach „Ich bin dann mal weg“, dem Dauerbestseller von Hape-Jakobsweg-Kerkeling, ebenfalls im Malik-Verlag erschienen. Aber genug geunkt: Es ist nämlich alles ganz anders: Rüdiger Barths Reisebericht ist, im Gegensatz zu vielem anderen wie auch dem Kerkeling-Erguss, ein richtig feines, gutes Buch.

Rüdiger Barth ist Anfang 30, arbeitet als Sportredakteur beim Stern, er hat ein gutes Leben in Hamburg. Doch als eines Tages auf der Straße direkt vor ihm eine alte Frau umfällt, nicht stirbt aber einfach umfällt, schwant ihm, „dass das Leben doch recht kurz sei“. Er und seine Frau beschließen, auf Weltreise zu gehen, für vier Monate, kein Auswandern, kein Bruch mit dem Bisherigen, sondern eine Auszeit. Warum aber liest sich das alles so gut?

Weil da viele Qualitäten zusammenkommen. Barth kann schreiben, das können bekanntermaßen nicht alle, die Bücher schreiben. Er ist überzeugt von dem, was er tut, dem Reisen und dem Schreiben, ohne es dabei allzu wichtig zu nehmen, wie er überhaupt über eine gute Portion ironischer Distanz zu sich selbst verfügt, immer ein Genuss für Leser.

Und weil er rührend, aber unpeinlich über die Frau an seiner Seite schreiben kann. Etwa wenn beide im verwanzten Fleece in einer Seeleutekneipe stehen, „an meiner Seite Anna, die, mit einem Bier in der Hand, problemlos weltenfern gucken kann wie ein Mann“.

Dabei tut Barth nichts anderes, als viele vor ihm auch schon: Fährt durch die Gegend und schreibt darüber. Der Unterschied ist vielleicht, dass er genauer hinschaut und länger darüber nachzudenken scheint, wie er das Gesehene beschreiben soll. Und keine Wahrheiten und Erkenntnisse in die Welt posaunt, sondern Vermutungen und Beobachtungen.

Die linksdrehende Reise beginnt in den USA, „vier Tage New York, vier Tage Leben saufen“, in Rio freut er sich, weil er, der Sportreporter in ein Stadion darf, „seit ich kicke, will ich ins Maracana. Seit ich fünf bin. Ich habe vielleicht keinen älteren Wunsch.“ Weiter geht es nach Sidney, Vietnam, Hongkong. Sein Fazit am Ende der 120 Tage: Er freue sich „ein Loch in den Bauch, dass wir den Arsch hochgekriegt haben“.

BARBARA SCHAEFER

Rüdiger Barth: „Endlich weg. Über eine Weltreise zu zweit“. Malik-Verlag, München 2008, 19,90 €