hamburg heute
: Singende Dinge

(taz-)Autor Detlef Kuhlbrodt bekommt im Literaturhaus den Ben-Witter-Preis

Was der Berliner Autor Detlef Kuhlbrodt tat, als er erfuhr, dass er den Ben-Witter-Preis der Hamburger Ben-Witter-Stiftungen bekommen sollte? „Ziemlich überrascht stand ich in meinem Zimmer, lief aufgeregt hin und her und wusste nicht, was ich machen sollte. Probeweise hüpfte ich ein paar Mal in die Luft, machte ein Lieblingslied laut, rauchte, ging spazieren, schenkte einer Motz-Verkäuferin fünf Euro, fand mich fünf Meter lang geizig, weil ich ihr nicht zehn gegeben hatte, und kaufte eine Flasche Champagner.“

So hat es Detlef Kuhlbrodt aufgeschrieben, in der Kolumne „Berliner Szenen“ auf den Berliner Seiten der taz. Kuhlbrodt schreibt dort schon lange kurze Feuilletons, die er Ende 2007 in dem Buch „Morgens leicht, später laut“ veröffentlichte. Das Buch bekam seinerzeit freundliche bis euphorische Kritiken in sämtlichen überregionalen Qualitätszeitungen. Und Detlef Kuhlbrodt bekommt heute den mit 15.000 Euro dotierten Ben-Witter-Preis – „viel schönes Geld“, wie er in der taz schrieb.

Kuhlbrodt gelinge es, „das Lied in den Alltagsdingen zum Singen zu bringen“, befand die Jury. Er sei ein „eigensinniger Sprachkünstler gegen den herrschenden Instant-Journalismus“. Sich selbst hätte Kuhlbrodt, der seit Ende der 80er für die taz schreibt, gerne gesehen als Redakteur für Alltag. „Aber das Ressort gab’s leider nicht.“

Kuhlbrodts Texte erzählen von öffentlichen Dingen wie einem „Radio Multikulti“-Abend in Berlin und von sehr privaten wie der Beerdigung eines jung verstorbenen Freundes. In jedem Fall sind es kurze, dichte Texte, erzählt von einem „Ich“, das weniger nach innen, sondern nach außen schaut und beschreibt, was es sieht. Es handelt sich um Texte an der Schnittstelle zwischen Literatur und Journalismus. Kuhlbrodt habe „die klassische Kunst des Feuilletons“ neu belebt“, schreibt die Jury. kli

Preisverleihung: Heute, 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38