Den Tod am Abzug

Ermittlungen zum Tod von Julio V. entfachen die Diskussion um die neue Polizeimunition erneut. Ermittlungen gegen Todesschützen von Altona eingestellt

Zwei Tote durch Polizeikugeln in Hamburg in nur einem halben Jahr nach Einführung der umstrittenen Deformationsmunition: „Wir werden den Fall aufklären, wenn er denn aufzuklären ist“, versichert Staatsanwaltschaftssprecher Rüdiger Bagger. Vorwürfe der taz von gestern, seine Behörde habe die Ermittlungen gegen den 42-jährigen Oberkommissar verschleppt, der Heiligabend den Einbrecher Julio V. tötete, weist er zurück: „Wir haben sofort ermittelt, aber es sind noch viele Fragen offen.“

Für den Anwalt der Familie, Manfred Getzmann, deutet vieles daraufhin, dass der Polizist nicht im Hausflur „in Notwehr“ geschossen habe, sondern durch einen gezielten Schuss den flüchtenden V. vor dem Haus niederstreckte. Laut Getzmann wäre eine normale Kugel nicht tödlich gewesen, anders als die verwendete neue Munition Typ „Action 4“ von Dynamit Nobel.

Abgeschlossen scheint indes der Fall um den Tod von Peter K. Der 36-Jährige war im Juli auf der Flucht von einem 37-jährigen Polizisten auf einem Mauervorsprung eines Parkdecks in Altona angeschossen und in die Tiefe gestürzt. Das Verfahren gegen den Beamten ist eingestellt worden, da es sich laut Bagger um „einen Unfall“ gehandelt habe. Der Schuss durch das Gesäß in die Brust sei zwar tödlich gewesen, er habe sich aber versehentlich gelöst, als der Beamte hektisch den schon Schwerverletzten K. vor dem Fall in die Tiefe retten wollte. Die Munition habe keine Rolle gespielt: „Der Schuss hat unglücklich die Brustschlagader durchtrennt“, sagt Bagger. „Auch der Einsatz anderer Munition hätte zum Tod geführt.“ KVA