Duelle ohne Teleprompter

Während viele Zeitungen ihre Medienberichterstattung zurückfahren, gerät das Medienmagazin „Zapp“ trotz Moderationsschwächen zum kleinen, feinen Erfolg (So., 23.15 Uhr, NDR)

von STEFFEN GRIMBERG

Es ist nicht gut bestellt um die Medien in den Medien: Die einst renommierte Medienseite der einst renommierten Frankfurter Rundschau wird umgebaut und soll, so meldet epd, „fokussiert auf Inhalte“ berichten. – Was immer das nun wieder heißt. Die entsprechende Seite der Zeit ist schon länger zur Gänze verschwunden, Begründung: Die den Medienseiten eigene Integration von Information und Service, bunter Unterhaltung und komplexer Wirtschaft sei nicht zu vermitteln (Zeit) und von der dynamischen Entwicklung der Gegenstände ohnehin gesprengt worden (FR). – Zu Deutsch: Es ist nun mal Branchenkrise, und der muss man nicht unbedingt noch im eigenen Blatt Raum geben.

Im Paralleluniversum namens gebührenfinanziertes Fernsehen gedeiht das zarte Pflänzchen Medienmagazin dagegen prächtig: „Zapp“, der wöchentliche Durchblick des NDR, war zur Vorsicht ganz offiziell „ohne qualifizierte Quotenvorgabe“ (NDR-Intendant Jobst Plog) gestartet, und kommt durchschnittlich auf 4 Prozent Marktanteil. – Für einen Spätsendeplatz im Dritten alles andere als unterirdisch. Und seit Jahresanfang wird „Zapp“ beim MDR (Mo., 11.00 Uhr) und 3sat (Di., 23.50 Uhr) wiederholt.

Und noch eine verblüffende Erkenntnis wartete auf die dreiköpfige Redaktion: „Anspruchsvolle Themen funktioneren auch“, stellt „Zapp“-Chef Burkhard Nagel fest, „aber wenn wir mal in Richtung Show gehen – vergiss es …“.

Denn dagegen spricht schon der Stammmoderator: Zwar ließ sich Gerhard Delling vergangenen Sonntag zu etwas engagierterer Befragung einer darob verduzten Gabi Bauer („Sie wollen meine Sendung schlechter machen, als sie ist“) hinreißen. Doch der „Ritter, Zapper, Philosoph“ (NDR-Homepage über Delling) bleibt hölzern und wirkt häufig etwas unmotiviert. – Er nutze eben keinen Teleprompter, sagt ein Redakteur, so dass es leicht entschuldigend klingt. Und die heutige Sendung spannend macht, denn da kommt Heiner Bremer vom RTL-„Nachtjournal“.

Vielleicht hilft Delling ja, dass er seine Gäste in Zukunft nicht mehr so monothematisch durch die halbstündige Sendung lotsen muss: Wenn bisher z. B. Karl Moik über den schmutzigorangen Studioteppich schwebte, wurde man das Thema Volksmusik nicht mehr los. Doch ab sofort gibt es die ganze Welt der Medien – wenn schon nicht in den Zeitungen, dann eben bei „Zapp“.