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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im Café Morgenrot beratschlagt, was man gegen die Deutschlandfeiern in Hamburg am Freitag unternehmen könnte. Die Linke in der Hansestadt jedenfalls hat sich schon einige deftige Späße ausgedacht, mit denen die offiziellen Feierlichkeiten viel heiterer werden könnten. Welche das genau sind, erfährt man heute Abend.

Morgen dagegen wird in der weltbekannten Mehringhof-Filiale des linken Buchladenimperiums Schwarze Risse über Chile gesprochen. Bekanntlich fällt einigen Leuten noch heute, wenn man vom Datum 11. September redet, nur Chile ein. Aber was ist in Chile nach Pinochet los? Da wissen gerade diese Linksaktivisten nichts mehr zu sagen. Erzfeind abgesetzt, schon ist’s weitere Interesse weg? So sieht’s wohl aus. Umso schöner, dass Boris Schöppner erzählen wird, wie es heute um Chile bestellt ist.

In der Galerie Olga Benario wird am Donnerstag die Chance genutzt, im Rahmen der aktuell laufenden Egon-Erwin-Kisch-Ausstellung auch seine schönsten Reportagen vorzulesen. Normalerweise läuft dergleichen unter Literatur und wird an dieser Stelle nicht angekündigt, diese Ausnahme aber sei erlaubt. Denn während dauernd Layout und Theorie gelehrt wird in linken Seminaren, wird selten geschaut, wie man eine gute Reportage schreibt, die den Standpunkt des Autors nicht verleugnet. Hier kann man’s lernen.

Am Freitag dann ruft eine Gruppe zur „Nachttanzdemo“ auf dem Rosa-Luxemburg-Platz auf. Zu munteren Beats wird getanzt, und das ist irgendwie gegen Deutschland oder so. So wie’s Koksen ja auch ganz links ist, wie schon Ronald Barnabas Schill gelehrt hat. Und jegliches Getanz ist selbstredend voll politisch, wie wir seit dem E-Werk und dem Tresor wissen. Ach je! Aber immer noch besser als, sagen wir mal, sinnlos alte nasse Brötchen gegen Altenheime werfen.

Deutschland: 29. 9., 20 Uhr Kastanienallee 85

Chile: 30. 9., 19.30 Uhr Gneisenaustr. 2a

Kisch: 2. 10., 19.30 Uhr Richardstr. 104

Nachttanz: 3. 10., 21 Uhr Rosa-Luxemburg-Platz