Glocken und Joggen für den Frieden

Die Liste der Bremer Kriegsgegner wird länger und länger: Pastoren und Betriebsräte von DaimlerChrysler sitzen schon mit im Boot des Friedensforums. Vorbereitungen für eine Demo im Februar laufen. Pastoren für Friedensgottesdienst im Dom

taz ■ Während ganz oben noch über die Auslegung der ersten UN-Resolution und die Notwendigkeit einer zweiten gestritten wird, hat sich etwas weiter unten die Bremer Friedensbewegung auf einen Aufruf gegen den Krieg geeinigt. An vielen Ecken und Enden der Stadt sammeln sich diejenigen, die den drohenden Krieg der USA gegen den Irak für einen verheerenden Fehler halten und planen ihren Protest.

In der Waller Immanuel-Gemeinde versammelten sich Ende vergangener Woche Menschen aus über 20 Bremer Kirchengemeinden, um Aktionen gegen den Krieg zu verabreden. „Ich fand das sehr ermutigend“ resümiert der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) Martin Warnecke. Beschlossen haben die engagierten Kirchenleute, dass am 7. Februar ein Friedensgottesdienst stattfindet – und zwar nach Möglichkeit im Dom. „Wir hoffen, dass der Krieg dann noch nicht begonnen hat“, sagt Warnecke. Heute wird die Domgemeinde über das Ansinnen entscheiden. Viele Gemeinden werden außerdem durch Banner oder Plakate ihre Ablehnung des Krieges zum Ausdruck bringen und von der Kanzel aus für die zentrale Bremer Demonstration am 8. Februar werben. Während der ebenfalls geplanten Friedensgebete sollen möglichst viele Kirchen ihre Glocken läuten.

Pastor Warnecke von der Andreas-Gemeinde hat auch den Aufruf des Bremer Friedensforums unterzeichnet und mit ihm über 40 Pastoren. Die Kirche ist aber nicht die einzige Institution, die jetzt aktiv wird. Die palästinensische Gemeinde gehört zu den Unterzeichner des Aufrufs, Betriebsräte des Daimler Chrysler Werks in Bremen sind sowohl mit einer eigenen Anti-Kriegs-Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen, wie sie auch den Text des Friedensforums mittragen. In ihrer eigenen Erklärung heißt es: „Die Beschäftigten hier in Bremen, als Bestandteil dieser großen von verschiedenen Religionen und Glaubensbekenntnissen geprägten weltumspannenden, multikulturellen Konzernbelegschaft, beweisen tagtäglich, dass sie ohne Spannungen zusammen arbeiten und leben können. Wir lehnen daher militärische Interventionen und Präventionskriege als so genannte Problemlösungen, egal wo und wann, ganz entschieden ab.“

Der Aufruf des Friedensforums, an dem der Bremer Zweig von attac maßgeblich beteiligt ist und der ab heute an öffentliche Orten ausliegt, weist außerdem auf konkrete Handlungsmöglichkeiten der Regierung hin: „Wir fordern die Bundesregierung auf, ihrer Ablehnung des Krieges Taten folgen zu lassen und die Fuchs-Spürpanzer aus Kuwait sowie die Marineeinheiten aus der Golfregion abzuziehen und den beteiligten Armeen Überflugrechte und Infrastruktur für den Krieg zu verweigern“.

Unterzeichnet hat den Aufruf auch der Schriftführer der evangelischen Kirche, Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz – allerdings lediglich in seiner Eigenschaft als Pastor der Stephani-Gemeinde. „Er kann nicht für alle sprechen“, erläutert Warnecke, der aber auf den Brief der BEK an die Bundesregierung vom Freitag verweist. Darin bitten BEK-Präsidentin Brigitte Boehme und Schriftführer Zobeltitz den Bundeskanzler und den Außenminister, „aktiv zu werden. Sie sollen ihren Einfluss im Sicherheitsrat und in Europa geltend machen, um den Krieg zu verhindern“.

Ekkehard Lentz, Sprecher des Bremer Friedensforums hat noch einen anderen Plan, mit dem er Joschka Fischer in seiner Haltung gegen den Krieg bestärken will: Joggen. Wiederum mit Kirchenleuten plant er einen „Friedens-Lauf“. Immerhin war es der deutsche Außenminister, der in Bremen zuletzt in dieser Form Aufsehen erregt hat.

Elke Heyduck