Zeit für Saddam läuft ab

UN-Chefinspektoren sprechen in Bagdad mit Vertretern der irakischen Führung. US-Beraterin Condoleezza Rice: Letzte Phase eingeläutet. Weltweit Demonstrationen gegen einen Krieg im Irak

BAGDAD/WASHINGTON ap/rtr/taz Die UNO-Waffeninspekteure haben nach eigenen Angaben Fortschritte bei ihren Gesprächen in Bagdad erzielt, in denen sie die irakische Führung zu einer verstärkten Zusammenarbeit drängen wollten. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IEAE), Mohammed Baradei, sagte am Sonntag, die Unterredungen seien konstruktiv gewesen. Nähere Angaben machte er nicht. „Wir haben gute konstruktive Treffen“, sagte Baradei, nachdem er und Chefinspekteur Hans Blix das Außenministerium in Bagdad verließen. Die UNO-Waffeninspekteure waren dort mit dem wissenschaftlichen Berater des irakischen Präsidenten Saddam Hussein, Amir el Saadi, und dem Beauftragten für die Waffeninspektoren, General Amin, zusammen gekommen. „Wir machen Fortschritte“, sagte Baradei. Nach der zweieinhalbstündigen Unterredung kündigte er für Montag weitere Gespräche an. Blix und Baradei werden dem Sicherheitsrat am 27. Januar über das Ergebnis ihrer Inspektionen berichten.

Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W. Bush, Condoleezza Rice, hat die Entschlossenheit ihrer Regierung zur Härte im Irakkonflikt bekräftigt. Am 27. Januar beginne die „letzte Phase“ für Irak, sagte Rice am Sonntag dem US-Fernsehsender NBC. „Ich glaube, wir stehen kurz vor wichtigen Entscheidungen, weil die Zeit abläuft“, sagte sie.

Für Aufregung sorgte am Wochenende die Entdeckung von Dokumenten über die Urananreicherung zur Entwicklung von Atomwaffen. Baradei kritisierte, dass die Unterlagen im Privathaus eines Wissenschaftlers aufbewahrt wurden. Damit stelle sich die Frage, ob es noch mehr solche Dokumente gebe. Der Physiker Faleh Hassan erklärte, die Dokumente seien der UNO bereits 1991 vorgelegt worden.

Auf der ganzen Welt fanden am Wochenende Friedensdemonstrationen gegen einen Krieg im Irak statt. Insgesamt nahmen mehr als 100.000 Menschen an den Demonstrationen teil. Zehntausende protestierten in Washington und San Francisco gegen den Kurs ihrer Regierung. In Deutschland gingen bis zu 10.000 Menschen in Rostock, Tübingen, Heidelberg und München auf die Straßen. Auch in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Großbritannien und Irland fanden Protestzüge mit mehreren tausend Teilnehmern statt, ebenso in Kairo und Beirut. GB

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