Traurig berühmt

Der Streit um die Präsentation der Kolonial-Vergangenheit im Jenfelder Tansania-Park schwelt weiter. Kuratorium bleibt uneins

„Wir haben den Eindruck, dass alles negativ dargestellt werden soll“

von GERNOT KNÖDLER

Mit dem Tansania-Park auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld geht es nicht voran. Das Kuratorium, das den Kommentar zu dem Park und seinen Exponaten, allen voran das umstrittene Askari-Relief vom Eingang der Kaserne, liefern sollte, ist bisher über Verfahrensfragen nicht hinausgekommen. Das lag zum einen an Terminschwierigkeiten, zum anderen an den Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Initiator des Parks, Horst Junk vom Kulturkreis Jenfeld, und den wissenschaftlich geprägten Kuratoriums-Mitgliedern, aus deren Sicht der Park Gefahr läuft, den Kolonialismus zu beschönigen.

„In der ersten Sitzung des Kuratoriums hatten wir die Vorstellung, dass das Gremium sehr viel mehr Möglichkeiten hätte, sowohl gestalterisch als auch konzeptionell“, sagt Ludwig Gerhardt, Professor für Afrikanistik an der Universität Hamburg. Stattdessen sah sich der Beirat mit vollendeten Tatsachen konfrontiert: Die Fundamente für die in der Nazi-Zeit gestalteten Reliefs waren bereits gegossen, eine Möglichkeit, sie in eine zeitliche Reihe zu bringen, gab es nicht mehr. Sie erinnern an den Feldzug, den Oberst Paul von Lettow-Vorbeck mit afrikanischen Hilfstruppen im Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet des heutigen Tansania gegen die Engländer führte.

„Die Lettow-Vorbeck-Kaserne ist ja an sich schon erstaunlich“, räsonniert Gerhardt. Die Häuser um den großen Exerzierplatz herum seien nach deutschen Kolonialoffizieren wie Lothar von Trotha benannt, der durch die brutale Niederschlagung des Herero-Aufstandes im damaligen Deutsch Südwest-Afrika traurige Berühmtheit erlangte. Inmitten des Parks steht eine Stele, in der noch zur Nazi-Zeit eine Plakette für die Gefallenen von Hitlers Afrika-Feldzug angebracht worden sei. Das Askari-Relief trägt auf seinem Sockel den Hinweis „Ostafrika“. Das habe nichts mit dem erst 1964 gegründeten Tansania zu tun. „Da einen inneren Zusammenhang herzustellen, ist eigentlich nicht möglich“, sagt der Professor.

Horst Junk findet die Bedenken überzogen: Selbst der Präsident Tansanias könne nicht verstehen, dass die Deutschen alles zehnmal drehten und wendeten. „Wir haben den Eindruck, dass alles als grundsätzlich negativ dargestellt werden soll“, sagt Junk. Dabei hätten es die Afrikaner „unter der deutschen Herrschaft besser gehabt als unter den Engländern“. Die Angst, der Park könnte zum Wallfahrtsort für Neonazis werden, hält er für abwegig. „Die Rechtsextremisten tauchen gar nicht auf“, sagt er.

Gerhardt hat andere Erfahrungen gemacht. Als er sich kritisch zu dem Park äußerte, habe er wütende Anrufe von Ewiggestrigen erhalten, erzählt er. „Mit keiner meiner Publikationen habe ich so viel öffentliches Interesse wachgerufen wie mit meinem offenen Brief vom August“, sagt der kurz vor der Pensionierung stehende Gelehrte.

Das Kuratorium unternimmt morgen einen weiteren Anlauf, sich zusammenzuraufen.