Das „Idealste des Idealen“

Visionen: 1961 dachte man über ein Hafendach nach

Das wär‘s gewesen: Ein Dach, wie es die Welt noch nie gesehen hat. Schlagzeilen, international: Bremen – Nummer Eins in Sachen Wagemut, Phantasie, Fortschritt. Ein Wahnsinns-Coup: Bremen schützt den Neustädter Hafen durch ein Dach von grandiosen 1.500 Metern Länge und 390 Metern Breite. Auf dass kein Regenwässerchen mehr den Umschlag feuchtigkeitsempfindlicher Ware trübt.

Die Bremer Architekten Carsten Schröck und Hans Budde entwickelten die Vision im Jahr 1961: 19 Masten sollten eine transparente Kunststoffabdeckung tragen. Seilnetzkonstruktionen sollten die Windbelastung verteilen. Technisch war das Hafendach machbar. Und wirtschaftlich erschien es reizvoll: endlich Schutz vor den Witterungseinflüssen, die pro Jahr zu Einbußen von etwa einer halbe Million Mark führten.

Bremen im Hafendach-Fieber: Hafensenator Georg Borttscheller war begeistert, Hafenbaudirektor Ralph Lutz sprach vom „Idealsten des Idealen“. Dann aber: der Kostenpunkt. Die Architekten sprachen von 54 Millionen DM, Lutz errechnete gar 400 Millionen DM.

Die Vision „Hafendach“ wurde zurückgestellt, solange, bis ein anderer findiger Kopf auf die Idee kam, wasserdichte Container für die Handelsschifffahrt zu bauen. Das bedeutete das endgültige „Aus“ für das Bremer Hafendach. Nocheinmal aufleben aber wird es heute abend im Rahmen der Vortragsreihe „Zeitzeugen“. Horst Rosengart und Wolfgang Hübschen, die beiden Nachfolger von Budde und Schröck, berichten von der „Bürogemeinschaft Ahlers, Brede, Budde, Schröck und ihren Erben.“ Um 19 Uhr im Focke-Museum. kli