berliner szenen Zeiten schleifen

Hin zappen, her zappen

Im Winter ist Fernsehen manchmal schön. Man genießt dann die Wiederkehr des Immergleichen, die ja nicht nur das Schlechte meint, sondern auch tröstend darauf hindeutet, dass es irgendwann wieder Sommer werden wird. Und manchmal passiert auch Ungewöhnliches; nicht „Brennpunkt“ oder „ZDF-Spezial“, sondern ein Versprecher der Tagesschausprecher, ein plötzliches Lachen da, wo es sich eigentlich verbietet, oder seltsame Déjà-vus; Momente, in denen man plötzlich denkt, das hab ich doch schon mal gesehen, gehört, dies Bild, diese Sätze, man sieht eine Fernsehperson, die man gerade gesehen zu haben meint, sie setzt an zu sprechen und man weiß plötzlich ganz genau, was diese Person sagen wird. Und wähnt sich für einen Moment in einer Zeitschleife. Derlei passierte vor ein paar Wochen bei einem „Tatort“ und war wohl dramaturgisch beabsichtigt, denn die Person sprach davon, dass sie meinte, genau diese Situation, diese fünf Sekunden vielleicht, die jetzt wiederholt wurden, schon einmal erlebt zu haben.

Noch seltsamer war es vor ein paar Tagen beim Zappen. Auf SFB gab es eine Sendung, die wohl „Blond“ heißt und deren Geheimnis darin zu bestehen scheint, dass schräge Vögel sich auf witzige Art unterhalten. Ich zappte weiter. Auf ORB das Gleiche. Aber irgendwas war komisch; ich zappte zurück. Auf ORB war die Sendung noch nicht so weit fortgeschritten, der Witz, der beim SFB schon erzählt worden war, hatte hier noch gar nicht angefangen. Eine Weile zappte ich hin und her, Déjà-vus im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit kamen vorbei und statt wie im Fluss schien sich die Zeit plötzlich ruckartig fortzubewegen. Schön und interessant sind die Wunderlichkeiten der Apparate. DETLEF KUHLBRODT