Lokal verdienen – lokal helfen

Budnikowsky ist die Nummer eins unter den Hamburger Drogeriemärkten. Das Besondere an dem Unternehmen: Es engagiert sich dort, wo es sein Geld verdient – in den Stadtvierteln. Das ist gut fürs Image. Und für die Kinder und Jugendlichen, denen das Geld zugute kommt. Besuch bei einem Nutznießer

Die Budnianer Hilfe setzt das Firmenmotto von Hamburgs größter Drogeriemarktkette um: „Jeden Tag Gutes tun“

VON KNUT HENKEL

Der Tisch im Kinderzentrum Kennedy-Haus ist übersät mit kleinen Hügeln aus Knetgummi, aus dem die Kinder die Buchstaben ihres Namens formen. Ruken ist mit ihrem Namen schon fertig, Ebru ist noch dabei, die letzten Buchstaben zu modellieren und sie auf Deutsch und Kurdisch zu buchstabieren. „Das R wird im Kurdischem gerollt, im Deutschen nicht“, erklärt Pädagogikstudentin Nejla Demir, die dreimal pro Woche im Kennedy-Haus mit kurdischen Kindern arbeitet. Die Übung helfe Kindern, die weder Deutsch noch ihre Muttersprache gut könnten.

Das Kennedy-Haus hat heute Besuch. Ann-Katrin Jobst, die Leiterin, führt Gabriele Wöhlke durch das Haus. Die Ehefrau des Budnikowski-Vorstands Cord Wöhlke ist Vorsitzende der Budnianer Hilfe, eines gemeinnützigen Vereins, der das Firmenmotto von Hamburgs größter und ältester Drogeriemarktkette in die Tat umsetzt, das da lautet: „Jeden Tag Gutes tun.“ „Einrichtungen wie das Kennedy Haus repräsentieren genau das, was wir uns wünschen“, lobt Wöhlke. Ziel der Budnianer Hilfe sei es, benachteiligte Kinder und Jugendliche zu unterstützen.

Im Phoenix-Viertel in Harburg, einem klassischen Arbeiterviertel, das für die Arbeiter des Reifenherstellers Phoenix gebaut wurde, besteht Bedarf für diese Hilfe. Das Kennedy-Haus ist vormittags für derzeit 47 Kinder eine Kindertageseinrichtung, nachmittags ist es eine Art Haus der Jugend für die Kleinen. Dann steht das geräumige Gebäude, das von einem großen Spielplatz umgeben ist, allen Kindern bis 13 Jahren aus dem Viertel zur Verfügung.

Aufmerksam auf das Kennedy-Haus wurde Wöhlke durch einen Zeitungsbericht über das dortige Kinderrestaurant, in dem Jungen und Mädchen unter Anleitung kochen und lernen können, wie man sich selbst versorgt. „Als wir den Zeitungsbericht gelesen haben, haben wir den Kontakt aufgenommen“, erinnert sich Wöhlke. Das war vor sieben Jahren. Seitdem läuft die Zusammenarbeit der Budnianer Hilfe mit dem Kinderzentrum im Phoenix-Viertel.

Jede der derzeit rund 120 Budnikowsky-Filialen ist Patin eines sozialen Projekts in ihrer direkter Nachbarschaft. Das ist Pflicht bei Budnikowsky und sorgt für ein positives Image im Stadtteil. Das Kennedy-Haus in Harburg hat gleich zwei Filialen im Rücken, die helfen, den Alltag zu organisieren. Milch, Joghurt und Quark hat ein Mitarbeiter gerade für das Kinderrestaurant vorbeigebracht.

Im Kennedy-Haus wird viel Wert auf Bildung gelegt. So führen die Kinder etwa auch Experimente durch, heute zu der Frage: „Wie kriegt man das Feuer aus?“ Die fünfjährige Kiki hat gerade ein Einwegglas über ihre Kerze gestülpt und beobachtet, wie die Flamme immer kleiner wird. „Ohne Sauerstoff brennt sie nicht“, analysiert sie messerscharf.

In den Kitas würden die Grundlagen für den Schulbesuch gelegt, sagt Kita-Chefin Ann-Katrin Jobst, eine ausgebildete Gymnasiallehrerin. Das ist ein Ansatz, der bei den Budnianern gut ankommt. Eine ganze Reihe von Filialen unterhält Patenschaften zu Kitas und Kindergärten, und das Patenmodell hat nicht nur symbolischen Charakter. Die Angestellten in den Filialen sammeln Geld bei den Jubiläumsfeiern, zu Ostern und zu Weihnachten. In Harburg wird obendrein noch ein Kindersommerfest organisiert. Der Erlös – immerhin einige Tausend Euro – fließt komplett ins Kinderzentrum.

Im Schlepptau der Budnianer unterstützen inzwischen auch andere Unternehmen das Kennedy-Haus. In ganz Hamburg sind Netzwerke im Interesse der Kinder entstanden. Die Drogeriekette expandiert, inzwischen ist sie fast in jedem Stadtviertel präsent.

Aus den Vierteln kommt auch ein großer Teil der Spenden. Im letzten Jahr wurden hamburgweit 213.000 Euro gesammelt, die den Kindern in den Vierteln zugute kommen. „Angefangen haben wir vor zehn Jahren mit der Förderung von pädagogischen Mittagstischen. Heute fördern wir Musikprojekte genauso wie Projekte in der Sucht- und Gewaltprävention“, erklärt Ober-Budnianerin Wöhlke. Der 500 Mitglieder zählende Verein hat seinen Sitz in der Wandsbeker Firmenzentrale. Er funktioniert ehrenamtlich, so dass die Spenden zu einhundert Prozent wieder ausgeschüttet werden.

Anträge von Projekten gehen mittlerweile reichlich ein, denn es hat sich rumgesprochen, dass die Budnianer lieber der Schule Chemnitzstraße 1.500 Euro für Musikinstrumente spenden, als ein kostspieliges Bauvorhaben zu finanzieren. „Ziel ist es, dass die Hilfe möglichst vielen zugute kommt“, erklärt Mathias Collin, Vereinsmitglied und bei Budnikowsky im Bereich Kommunikation angestellt.

Zusätzlich wird einmal im Jahr der mit 10.000 Euro dotierte Budnianer Hilfe-Preis verliehen. Über den würde sich auch das Kennedy-Haus freuen. „Doch viel wichtiger als so ein Scheck ist für uns die kontinuierliche Unterstützung“, sagt Kita-Leiterin Ann-Katrin Jobst.