Castoren rollen wieder

Atomgegner rechnen damit, dass der nächste Atommüll-Konvoi mit Castor-Containern Anfang November durchs Wendland rollt – und kündigen bunten Widerstand an

Sechs Wochen vor der wahrscheinlichen Ankunft des nächsten Castortransportes im Wendland steht das Protest-Gerüst der Atomkraftgegner zumindest in Grundzügen. Nach einer bundesweiten Auftakt-Demo am 8. November in Gorleben planen verschiedene Initiativen Straßenblockaden. Ein Kulturprogramm zur Einstimmung startet bereits am kommenden Wochenende.

Am 7. oder 8. November wird der aus elf Castor-Containern bestehende Atommüll-Konvoi nach Recherchen von Bürgerinitiativen im französischen Verladebahnhof Valognes nahe der Wiederaufarbeitungsfabrik La Hague starten. Das Innenministerium in Hannover und die Polizei machen grundsätzlich keine Angaben zu den Transport-Terminen, in der Vergangenheit haben die Atomgegner mit ihren Prognosen aber richtig gelegen.

Statt des bislang benutzten deutschen Castor-Behälters HAW 20/28 CG kommt erstmals der Behältertyp TN 85 der französischen Firma TN International zum Einsatz. Der Restmüll in La Hague ist wegen des stärkeren Abbrands der AKW-Brennstäbe heißer als die bisher ins Zwischenlager Gorleben angelieferten Abfälle.

“Wir planen am 9. und 10. November eine große Blockadeaktion auf der Transportstrecke“, sagt der Sprecher der wendländischen Initiative „X-tausendmal quer“, Jochen Stay. Schauplatz dafür soll das Dorf Gorleben selbst sein – kurz vorher vereinigen sich die beiden in Frage kommenden Transportstrecken vom Dannenberger Bahnhof zu einer Route. Die Blockade, so Stay, sei „natürlich nicht erlaubt, aber trotzdem legitim“. Man werde der Polizei nicht freiwillig weichen, wolle aber auch keine Eskalation. In den Tagen zuvor könnten Teilnehmer vor Ort in Camps oder bei einem „gewaltfreien Aktionstraining“ für die Blockade üben. Auch die Gruppe „Widersetzen“ bereitet sich auf Protestaktionen vor.

Für die Großdemonstration am 8. November wird bereits seit mehreren Wochen getrommelt. Die Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg hofft insbesondere wegen der Pannen im Endlager Asse und der Propaganda der Atomlobby für längere AKW-Laufzeiten auf große Beteiligung. In Anzeigen der örtlichen Elbe-Jeetzel-Zeitung haben auch dieses Jahr zahlreiche Wendländer ihre Beteiligung angekündigt.

Bislang strahlen im Gorlebener Zwischenlager 80 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll vor sich hin. Insgesamt stehen noch drei Atommülltransporte aus La Hague mit jeweils elf Castorbehältern an. Anschließend sollen noch 21 Castoren aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield nach Gorleben geschafft werden. Im Jahr 2010 wird wohl kein Atommüll rollen, nachdem es bei der Prüfung eines neuen deutschen Behältertyps massive Probleme gab. REIMAR PAUL