NORDKOREA: RUSSLAND SORGT MIT FRIEDENSVORSCHLÄGEN FÜR BEWEGUNG
: Paketzustellung noch nicht verweigert

Ab heute reden hohe Beamte Nord- und Südkoreas wieder miteinander – trotz Pjöngjangs Kündigung des Atomwaffensperrvertrags. Das ist ein Fortschritt, weil der Kontakt in der Vergangenheit bei ähnlichen Krisensituationen oft abbrach. Grund zur Hoffnung geben auch Russlands Vorschlag einer Paketlösung und vor allem Pjöngjangs nach russischen Angaben positive Reaktion darauf.

Im Tausch für seine Atomwaffenfreiheit soll Nordkorea neue Hilfslieferungen erhalten. Zudem sollen sowohl bilaterale Verhandlungen zwischen Pjöngjang und Washington stattfinden als auch multilaterale zwischen Pjöngjang und anderen; gemeint sind vor allem die UN-Organisationen. Der Vorschlag geht damit sowohl auf Nordkoreas Forderung ein, sich gleichberechtigt mit den USA an einen Tisch zu setzen, als auch auf den Wunsch der Staatengemeinschaft, dass sich Nordkorea an internationale Verpflichtungen halten muss. Alle Seiten wahren das Gesicht.

Dagegen versuchen die USA, den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen, indem sie den Wunsch äußern, dass die internationale Atomenergiebehörde den Sicherheitsrat einschalten soll. Diese hatte sich erst kürzlich gegen einen solchen Automatismus verwahrt. Dabei hätte er eigentlich eintreten müssen, nachdem Pjöngjang die internationalen Inspektoren aus dem Land geworfen hatte. Doch die Behörde war weise genug, Raum für diplomatische Lösungen zu lassen.

Pjöngjang hat internationale Abkommen mutmaßlich gebrochen und den Sperrvertrag formal aufgekündigt. Das hat die Staatengemeinschaft betroffen registriert. Doch es sind vor allem die USA, die Nordkorea als Bedrohung empfinden und sich seit Monaten feindlich äußern. In welcher Reihenfolge die Gespräche geführt werden, werden die Diplomaten aushandeln müssen. Ein viel größerer Knackpunkt ist dagegen die Bedingung, die Moskaus Vorschlag mit der US-Position teilt: Substanzielle Gespräche gibt es erst, wenn die Inspektion weitergeht und das Atomprogramm wieder stillgelegt ist. Doch wie Pjöngjang dazu bewegt werden soll, ist nach wie vor offen. SVEN HANSEN