Anwälte der deutsch-französischen Sache

Für Joseph Rovan und Alfred Grosser ist die Verständigung zwischen den beiden Ländern politisches und privates Leitmotiv

PARIS taz ■ Das Wort „Freundschaft“ mag Joseph Rovan nicht. Es klingt ihm „zu privat“. Erst recht das Wort „Ehe“. Für den Historiker ist das, was zwischen Deutschland und Frankreich stattfindet, eine Sache gemeinsamer Interessen. Auch sein Kollege, der Politologe Alfred Grosser, bleibt nüchtern, wenn er über das Leitthema seiner Karriere spricht. „Zusammenarbeit“, sagt er.

Der 85-jährige Rovan und der 77-jährige Grosser leben in Paris. Von dort aus haben sie die deutsch-französischen Beziehungen der letzten Jahrzehnte mit gestaltet und kommentiert. Der eine, Rovan, auf konservativer Seite, von Anfang an mit den Ideen von de Gaulle verbunden, später auch mit Kohl befreundet. Der andere, Grosser, aufseiten der Linken. Beide haben deutsch-französische Institute gegründet, Bücher und Zeitschriften herausgegeben. Grosser hat einem Lehrstuhl im Fachbereich Politische Wissenschaften an der Pariser Uni seinen Namen gegeben.

Beider Leben ist eng mit Frankreich und Deutschland verknüpft. Sie sind in Deutschland geboren – Rovan in Bayern, Grosser in Hessen – und mit ihren Familien vor den Nazis nach Frankreich geflohen. Rovan schloss sich dort der Résistance an, das Kriegsende erlebte er als Häftling im KZ Dachau. Nach 1945 begannen beide ihr Engagement für eine deutsch-französische Verständigung. Dafür wurden beide vielfach ausgezeichnet. In der Generation der NachfolgerInnen hat es niemand geschafft, sich einen Namen im Schatten von Rovan und Grosser zu machen. Ihre NachrückerInnen müssen sinkende Budgets und schwindendes politisches Interesse verwalten. Dabei sind beide die besten Gründe dafür, dass es keine Alternative zu dieser privilegierten deutsch-französischen Beziehung gibt. DOHA