Verschleierte Erinnerung

Am Freitag beginnt die 20. Literarische Woche in Bremerhaven

Schwierige Sache, das mit der Erinnerung: In Reinstform ist sie nie zu haben, immer wabert ein poetischer Schleier mit, eine Deutung der Ereignisse, mehr oder weniger fiktional angereichert. Da ist es nur konsequent, aus der Erinnerung von vornherein Literatur zu machen. Literatur, die dann beispielsweise in eine Lesewoche passt mit dem Motto „Lebenswege / Lesewege“.

Das Motto gehört zur 20. Literarischen Woche in Bremerhaven, die parallel zur 27. Literarischen Woche in Bremen am morgigen Freitag beginnt. Den Auftakt macht Hans-Ulrich Treichel, Literaturprof in Leipzig und in den Bestsellerlisten durchgestartet mit dem Roman „Der irdische Amor“. Darin gesucht: die himmlische Liebe. Was Romanheld Albert aber letztlich findet, bleibt ganz und gar irdisch.

Am Samstag, 25.1., liest Christoph Meckel aus „Suchbild. Meine Mutter“, der Komplementär-Roman zu „Suchbild. Über meinen Vater“, den Meckel bereits vor über zwanzig Jahren veröffentlichte. Ebenso im Leben der Eltern unterwegs ist Liane Dirks, die am Sonntag, 26.1., ihre literarisch aufbereitete Biographie „Vier Arten meinen Vater zu beerdigen“ vorstellt.

Das Jahr 1976 in der DDR-Provinz wird zum Ausgangspunkt für Kathrin Schmidt, die in ihrer Familiensaga „Koenigs Kinder“ dem unspektakulären DDR-Alltag die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Vorfahren gegenüberstellt (Montag, 27.1.).

Der Niederländer Willem van Toorn liest am Dienstag, 28.1., aus seinem Erinnerungsbuch „Als würde ich vor Glück ersticken“ – ein poetischer Rückblick auf die Zeit der deutschen Besatzung, die van Toorn als 5-Jähriger erlebte. Den letzten Abend (Mittwoch, 29.1.) bestreitet Zsuzsa Bánk mit ihrem Debütroman „Der Schwimmer“: Im Ungarn des Jahres 1956 verlieren zwei Kinder ihre Mutter und begeben sich mit ihrem depressiven Vater auf eine Reise kreuz und quer durch Ungarn – erst vergangene Woche wurde Bánk für „Der Schwimmer“ mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet. kli

alle Lesungen beginnen um 20 Uhr und finden statt im Friedrich-Schiller-Haus