Wir wollen eure Eliten-Bildung nicht

Schüler-VertreterInnen und Grüne kritisieren die Position „Gymnasium für Schnellläufer ab der 5. Jahrgangsstufe“

taz ■ Der Arbeitskreis der GymnasialschulleiterInnen hat sich in einer Stellungnahme für homogene Lerngruppen augesprochen. Wenn der Senat das Abitur nach 12 Jahren anstrebe, müsse man sich verabschieden vom Ziel der 6-jährigen Grundschule für alle, hatten die Gy-Leiter im Dezember in ihrem Papier formuliert (s. taz 20.12.2002) Denn dafür müsse das gymnasiale Curriculum ab der 4. Klasse gezielt überarbeitet werden.

„Sie argumentieren dabei mit angeblichen Grenzen der Begabung“, hat gestern Bremens GesamtschülerInnen-Vertretung (GSV) dem Papier entgegengehalten. Die Argumentation mache den „verengten SchulleiterInnenblick auf ihre Gymnasien deutlich“. Ziel sei es da, schwächere Kinder besser „abschieben“ zu können, um sich dann voll auf die Elitenbildung zu konzentrieren, kritisiert Helke Diers, GSV-Vorstandsmitglied. Auch die Idee, eine sechsjährige Grundschule nur für die einzurichten, die es nach der vierten Klasse nicht aufs Schnellläufergymnasium schaffen, ist unhaltbar. Nun wieder eine Begabungsdebatte zu beginnen, „ist eine Unverschämtheit. Die Bildungsunterschiede resultieren nicht aus unterschiedlichen Begabungen, sondern aus sozialer Ungleichheit“, fügt Lea Voigt, ebenfalls GSV-Vorstandsmitglied hinzu.

Auch die Grünen halten es für ein „Armutszeugnis, dass die Gymnasialleiter am alten Schulsystem festhalten wollen und dies mit den fehlenden finanziellen Rahmenbedingungen begründen“. Insgesamt liege der Verdacht nahe, dass die Gymnasialleiter die Reformen vor allem deshalb ablehnen, weil es ihnen „um ihren eigenen Berufsstand geht, der die pädagogische Auseinandersetzung mit Kindern aus bildungsfernen Schichten, die heute Hauptschulen besuchen, scheuen“, betonte Dieter Mützelburg, Bildungspolitiker der Grünen. K.W.