Auf den Schultern der Kunst

Bei der Ausstellung zu Friedrich Wilhelm Murnau im Filmmuseum Berlin lässt sich auch sehen, wo die Bilder herkommen

„Friedrich Wilhelm Murnau“ vom 23. Januar bis 4. Mai im Filmmuseum Berlin, Potsdamer Straße 2. Dienstag bis Sonntag 10 bis 18, Donnerstag 10 bis 20 Uhr. Eintritt: 3/2 Euro

Ein Bild aus seinen Filmen zumindest kennt man, selbst wenn man bis dato sämtliche Murnau-Retrospektiven verschlafen haben sollte: Wie er da steht, mit seinem kahlen Schädel und den riesenhaften Krallenfingern, die Augen weit aufgerissen – Max Schreck als „Nosferatu“, der Blut saugende Dracula. Das Bild des Schreckens, mit dem Friedrich Wilhelm Murnau 1922 einen Prototypen aller weiteren Gruselfilmproduktion prägte. Dabei ist der Umstand, dass wir unser allgemeines Bilderreservoir zu großen Teilen dem Kino verdanken, so eine Binsenweisheit, dass man durchaus mal wieder nachschauen darf, woher eigentlich die Filmemacher ihre Inspirationen beziehen.

 Wie Friedrich Wilhelm Murnau zu seiner Filmsprache kam, wird in der dem Regisseur gewidmeten Sonderausstellung im Filmmuseum Berlin natürlich auch anhand der üblichen Exponate wie Drehbücher und Requisiten aufgezeigt. Daneben aber wurde besonders der Einfluss der bildenden Kunst auf das Werk Murnaus untersucht, und beim Stöbern in der Kunstgeschichte stieß man auf reichlich Bildbeispiele, die sich in Komposition und Ausdruck oft verblüffend deckungsgleich bei Murnau wiederfinden.

 Deutlich sind etwa seine ikonografischen Bezüge zu den Landschaften Caspar David Friedrichs, und Murnaus „Faust“-Film lässt sich fast schon als Kunstkalender blättern, aber diese augenscheinliche Nähe des Regisseurs zur Malerei ist natürlich vor allem eine Arbeit der Transformation. Fast parabelhaft mag man in der Retrospektive den Inhalt von Murnaus erstem Film überhaupt – „Der Knabe in Blau“ von 1919 – sehen: Hier wird die Geschichte eines verarmten Adligen erzählt, der sich im Bildnis eines seiner Vorfahren wiederzuerkennen glaubt und dem „Fluch“ des Gemäldes verfällt. Was könnte das anderes sein als die Bildmacht der Malerei, sicher aufgehoben im neuen Medium Film. TM