Szenische Installation
: Zerrissenes Herz

Oldenburg feiert den Expressionismus als „Auftakt zur Moderne“ mit Ausstellungen, Filmen und einer „szenischen Installation“ über Georg Heym, der als Wegbereiter des Expressionismus gilt.

Vor allem hat man es bequem: Jeder Besucher bekommt ein Feldbett mit Decke. Von dort aus gibt es zunächst nicht viel zu sehen. Durch den Raum verläuft in zwei Meter Höhe ein Brückengang, auf der Bühne Klavier, Stehpult, Menschen mit Mikrofonen, leises Klavierspiel. Gedichte Heyms erklingen.

Wir hören, wie er starb, 1912 beim Eislaufen auf der Havel, die er den Kunsteisbahnen Berlins vorzog. Dann: jener Traum, den er im Sommer 1910 hatte, der seinen Tod vorauszuahnen schien. Der Text also eine Collage, echt expressionistisch, später gibt es einige Spielszenen, das meiste ist Heym.

Früh im Leben eckt er an, forscht nach dem Grund für sein Nichtzurechtkommen in der Welt, die ihn in ihrer Banalität anödet. Und entdeckt seine Liebe zu jenen mit „zerrissenen Herzen“, die nicht von den Massen angebetet werden: Kleist, Büchner, Rimbaud, Hölderlin. Der junge Mann will hoch hinaus. Weshalb ihm der Applaus der Massen durchaus recht ist - zumindest, solange er ihm selbst gilt. Die Inszenierung von K. D. Schmidt macht die Zerrissenheit Heyms plastisch greifbar - und klärt dabei en passant durchaus auf: Über große Dichter, die irgendwie nicht ganz dicht sind. ASL

Samstag, 20 Uhr, Exerzierhalle, Oldenburg