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: Weißer Fleck im Norden

Schon eine charmante Vorstellung: Die ganze Welt ist bei „Google Street View“ am Rechner zu betrachten – nur am nördlichsten Zipfel von Deutschland gähnt die Netz-Surfer ein weißer Fleck an. Ähnlichkeiten mit gallischen Dörfern sind rein zufällig.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

So wird es natürlich nicht kommen. Das kleine Schleswig-Holstein wird die Vermessung und Abbildung der Welt durch die Internet-Krake Google nicht auf Dauer behindern. Aber es ist gut, die Debatte darüber zu führen, wie viel Privates wir öffentlich machen wollen – auch wenn die von der Gemeinde Molfsee angeführten Gründe nicht plausibel scheinen. Einbrecher könnten ihre Opfer mit Street View ausbaldowern, heißt es etwa. Die können doch auch einfach mal vorbei gehen. Am Ende können sie sich ohnehin nicht auf veraltete Internet-Daten verlassen.

Aber bei den Menschen gibt es ein Unbehagen gegen Überwachung aller Art – sei es durch den Staat oder durch ein kommerzielles Unternehmen, das sich unter Verweis auf die allgemeine Zugänglichkeit seiner Daten gut als quasi gemeinnützig darstellen kann. Wie dünn die rechtliche Basis und die gesellschaftliche Akzeptanz sind, auf der Googles Datensammelei sich bewegt, zeigt sich daran, dass der Konzern eine Art großflächiges Moratorium anbietet, wenn eine 5.000-Seelen-Gemeinde ein Verbot androht und ein paar weitere Kommunen Bedenken haben.