Gut Geld mit Leichen verdient

Mehrere hundert Ärzte sollen Leistungen an toten Versicherten abgerechnet haben

HANNOVER dpa/taz ■ Der Abrechnungsbetrug niedersächsischer Ärzte scheint größere Ausmaße zu haben als zunächst gedacht. Die AOK hat mittlerweile mehrere hundert Ärzte in Verdacht, Leistungen abgerechnet zu haben, obwohl die Patienten bereits gestorben waren. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) warf der AOK selbst Versäumnisse bei der Kontrolle von Abrechnungen vor.

Die KVN kritisierte die AOK, sie sei ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen, Abrechnungsdaten mit Mitglieder- und Sterbelisten zu vergleichen. Außerdem kooperiere die Kasse nur schlecht mit der KVN und diffamiere die Ärzteschaft. „Wir wollen endlich die Liste mit den Namen der beschuldigten Ärzte“, sagte ein KVN-Sprecher. Die AOK wies die Vorwürfe zurück. Sprecher Klaus Altmann sagte, eine Verpflichtung zum Abgleich von Abrechnungen mit Mitgliederlisten gebe es gar nicht. Die AOK sei per Zufall auf die betrügerischen Ärzte gestoßen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) als Vertretung der Ärzte erhalten von den Kassen eine Pauschale pro Versichertem. Dieses Gesamthonorar wird dann an die Ärzte verteilt. Die Kassen haben keinen Überblick, welche Leistung für welchen Patienten abgerechnet wird. Die sich häufenden Nachrichten von Abrechnungsbetrug kommen der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bei ihren Reformplänen entgegen. Sie will die KV schwächen und die Stellung der Krankenkassen gegenüber den Ärzten stärken. UWI