Altes Europa – neues Europa
: Bush und sein britisches Echo

aus Dublin RALPH SOTSCHECK

Am 4. Februar treffen sich britische und französische Politiker zu Gipfelgesprächen im nordfranzösischen Le Touquet. „Das ist bei weitem kein so großartiger Ort wie Versailles“, bemerkt BBC-Korrespondent Paul Reynolds in Anspielung auf die derzeitigen Feiern zum 40. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags, „aber es soll ja auch ein Arbeitsgespräch sein.“

Britische Politiker hoffen, dass Frankreich noch umgestimmt werden kann und keinen Gebrauch von seinem Veto gegen eine zweite Resolution der Vereinten Nationen macht. Die Deutschen hat man freilich aufgegeben, dazu sei Bundeskanzler Schröders Kriegsabsage zu deutlich gewesen, meint der Guardian. Das Blatt wies erst kürzlich darauf hin, dass sich niemand über den „deutschen Pazifismus“ aufregen dürfe. Schließlich sei das ja gerade das Ziel der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Ihnen nun vorzuwerfen, dass sie keine Lust auf Krieg haben, sei heuchlerisch.

Noch nie habe eine so tiefe diplomatische Kluft zwischen Großbritannien und den USA auf der einen Seite, und Frankreich und Deutschland auf der anderen Seite bestanden, stellt die BBC hingegen fest. Der Staatssender konstatiert, dass Tony Blair nicht nur politisch mit George W. Bush auf einer Linie liege, sondern auch seine Äußerungen denen des US-Präsidenten angepasst habe. Wenn zum Beispiel Bush sagt, man sei nicht gewillt, Verstecken mit Saddam zu spielen, so tönt es von seinem britischen Echo, dass die UN-Inspektoren nicht im Irak seien, um Verstecken mit Saddam zu spielen.

Martin Woollacott schreibt im Guardian, man solle sich von den „deutsch-französischen Liebeleien“ aber nicht hinters Licht führen lassen, die Beziehungen zwischen Paris und Berlin seien durch politische Notwendigkeiten geprägt: Kanzler Schröder sei der schwächste Regierungschef Europas und brauche internationale Erfolge, um seine Würde wieder herzustellen.

Präsident Chirac hingegen wolle seine starke Stellung ausnutzen und habe in der deutsch-französischen Ehe das Sagen, was vor ein oder zwei Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre.

Der politische Kommentator Neal Ascherson dagegen meint, die Briten hätte die innige Beziehung zwischen Paris und Berlin schon immer verwundert, schließlich stünde Großbritannien den Deutschen doch geistig viel näher als die Franzosen. „Die Westdeutschen waren die toleranten und pragmatischen Qualitäten der britischen Gesellschaft stets lieber als das rigide Leben in Frankreich“, schreibt Ascherson. „Irgendwann würden die Deutschen schon zur Besinnung kommen und erkennen, dass ihr wahrer Partner auf der anderen Seite des Ärmelkanals wohne, haben die Engländer immer geglaubt.“ Vierzig Jahre lang habe Großbritannien wie eine Geliebte darauf gewartet, dass der Liebhaber die Ehefrau verlässt. „Er wird es nie tun.“