Depenbrock kündigt taz-Abo

Der oberste Sparkommissar der „Berliner Zeitung“ tut für die Rendite seines Herrn alles – auch Zeitungen abbestellen

So sieht redaktionelle Führung aus: Geschäftsredakteur Josef Depenbrock hat bei der Berliner Zeitung im großen Stil und ohne Rücksprache Zeitungsabos gekündigt. Die taz fehlt dem Vernehmen nach ab November genau wie Stern, Welt, Frankfurter Rundschau, Thüringer Allgemeine und Leipziger Volkszeitung.

In der Redaktion ist die Verzweiflung über den Chefredakteur und Geschäftsführer, der für seinen Konzernherrn David Montgomery auf Biegen und Brechen die Rendite beim Berliner Verlag steigern soll, groß. Die taz sei doch sowieso nicht relevant, rechtfertigte Depenbrock seinen Verzweiflungsakt vor den Ressortleitern. Ähnlich scheint er über die FR zu denken: Das Blatt wurde ebenfalls in diversen Ressorts „auf Anweisung von Herrn Depenbrock“ gekündigt, wie die Redakteure erfuhren. Pikant daran: Chefredakteur Uwe Vorkötter war Depenbrocks Vorgänger und wegen Neu-Eigner Montgomery 2006 gegangen.

Dass Depenbrock sich nun persönlich um „so Kleinkram“ kümmere, spreche Bände, heißt es in der Redaktion: „Die paar Tausend Euro im Jahr machen den Kohl doch nicht fett“, sagt ein Mitarbeiter.

Noch vor Ablauf des mit dem Betriebsrat ausgehandelten Moratoriums, das bis zum 30. 10. läuft und Stellenstreichungen ausschließt, sind jetzt auch die Auto- und Reiseseiten der Berliner Zeitung an die Firma Raufeld Medien ausgelagert worden. Die betroffenen Mitarbeiter wurden auf freie Stellen in der Redaktion umgesetzt, ihre Planstellen fallen weg. Depenbrock kommt so seinem Ziel näher, die heute rund 120 Mitarbeiter starke Redaktion auszudünnen. Auch die Medienseite soll, als reine TV-Seite, ausgelagert werden.

Depenbrock war wie immer nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Wahrscheinlich weil er im Sanitärbereich des Berliner Verlags unterwegs war, Papierhandtücher nachzählen. STG