Im Zeichen des Wassers

„Reisepavillon“: Am kommenden Freitag beginnt in Hannover die Messe für nachhaltiges Reisen. Schwerpunkt: das Jahr des Süßwassers

Von CHRISTINE BERGER

Wenn kommenden Freitag in Hannover zum dreizehnten Mal die weltweit größte Messe für nachhaltigen Tourismus eröffnet, müssen sich Besucher auf einiges gefasst machen. So findet die Schau, die bis zum 2. Februar dauert, erstmals auf dem Messegelände statt, dazu noch in direkter Nachbarschaft zur „Auto, Boot, Freizeit“, die zeitgleich Besuchern die neusten Autotrends und Campingmobile näher bringen will.

250 Aussteller zeigen im „Reisepavillon“ ihr kommerzielles oder gemeinnütziges Angebot. Universitäten stellen ihre Tourismusstudiengänge vor. Großschutzgebiete und Nationalparks sowie der Ökotourismus vor der Haustür und in Übersee sind Themen.

Angesichts des Internationalen Süßwasserjahres, zu dem die Vereinten Nationen 2003 erkoren haben, drehen sich zahlreiche der insgesamt über 150 Vorträge und Diskussionsveranstaltungen um das Thema Wasser. Urlaub in Seenlandschaften, Baden an der Elbe und eine Europaumseglung auf den Spuren der Wikinger werden Thema der Auftaktveranstaltung.

Weiterer Schwerpunkt ist das Thema „Nachhaltigkeit in der touristischen Ausbildung“. In einem Symposium und zahlreichen Vorträgen stehen Studiengänge und Jobperspektiven im Bereich Ökotourismus im Mittelpunkt.

Erstmals zu sehen ist das Angebot von Unternehmen, die mit dem Ökolabel Visit (Voluntary Initiatives for Sustainibility in Tourism) zertifiziert wurden. Visit ist ein Bündelung europäischer Prädikate für ökologischen Tourismus, die an einem Strang ziehen – in der Hoffnung auf mehr Klarheit für den Verbraucher, der in den vergangenen Jahren angesicht der Vielzahl von mehr oder weniger validen Ökolabels kaum mehr durchblickte.

Auch das Forum International, das im letzten Jahr auf große Resonanz stieß, bietet wieder zahlreiche Workshops und Vorträge. Unter anderem berichtet die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die das Forum organisiert, von Erfahrungen mit dem Modell der Public Private Partnership und berät unter anderem zum Thema Umweltmanagement für Tourismusunternehmen.

In einem eigenen Bereich präsentieren sich zwanzig auf Nachhaltigkeit spezialisierte Projekte der touristischen Entwicklungszusammenarbeit, besonders aus Afrika und Osteuropa.

Die TUI, neben der Deutschen Bahn größter kommerzieller Anbieter auf der Messe, stellt die Ergebnisse ihrer Umweltarbeit auf Teneriffa vor, während fast zeitgleich amnesty international über Folter und Haftbedingungen in Syrien berichtet. Multivisionsshows, Internetgewinnspiel, Begegnungen mit echten Tuareg und Kletterwände sollen den Eventcharakter der Messe unterstreichen.

Damit das Angebot nicht zu beliebig wird, forderten die Organisatoren vor Beginn des Reisepavillons erstmals eine Nachhaltigkeitserklärung ein. So müssen die Aussteller den Besuchern am Messestand nachweisen können, dass ihr Angebot sozialverantwortlich und umweltfreundlich ist.

Schwachpunkt der Messe ist dieses Jahr der Messekatalog, der nur rudimentär über die Vorträge informiert. Was sich etwa hinter dem Thema „Indianer ohne Wasser – Kampf um Ressourcen“ verbirgt, bleibt ein Rätsel. Nähere Erläuterungen sucht man im Katalog vergebens. Das gilt auch für die Veranstaltung „Lehm- und Backsteinstraße – ein Region stellt sich vor“. Nur Insider wissen wahrscheinlich, dass sich diese in Mecklenburg- Vorpommern in der Nähe der Müritz befindet und vergangenes Jahr mit dem „To do!“-Preis für vorbildlichen nachhaltigen Tourismus auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) ausgezeichnet wurde.

Wer trotz des überbordenden Angebots noch nicht genug gekriegt hat, kann gegen einen geringen Aufpreis auch noch nebenan bei der Auto- und Freizeitmesse vorbeischauen. Mit dieser besucherfreundlichen Kooperation scheinen die Veranstalter des Pavillons endgültig ihre Berührungsscheu gegenüber schlichtem Konsum über Bord geworfen zu haben.

13. Reisepavillon, Messegelände Hannover, Halle 2, Öffnungszeiten: Fr. 13 bis 19 Uhr (nur Fachbesucher) Sa./So. 9.30 bis 18 Uhr, Eintritt 8 Euro (ermäßigt 7 Euro), Familienkarte 19 Euro, Kombiticket (beide Messen) 9,50 Euro (www.reisepavillon-online.de)