Ein Verwaltungsmensch

Der Münsteraner Werner Thissen wird heute vormittag ins Amt des Hamburger Erzbischofs eingeführt. Der 64-Jährige gilt als romtreu und unauffällig

Wenn man sich in Münster nach Werner Thissen erkundigt, erfährt man nicht viel. Der langjährige Generalvikar des katholischen Bistums, der heute Vormittag ab 10.30 Uhr im Mariendom in St. Georg feierlich in das Amt des Hamburger Erzbischofs eigeführt wird, hat eine unauffällige Kirchenkarriere hinter sich. „Ein Verwaltungsmensch“ – diese Charakterisierung durch Ludger Weckel vom Münsteraner Institut für Theologie und Politik ist das Erste, was fast übereinstimmend allen einfällt, wenn sie an den 64-Jährigen denken.

Thissen selbst hat sich bei seinem bisher einzigen öffentlichen Auftritt in Hamburg vor der Presse im Dezember als einer präsentiert, der keine Angst vor dem Umgang mit den Medien kennt, aber auch noch ganz wenig Ahnung von Hamburg hat. Fragen nach konfliktträchtigen Themen in der katholischen Kirche wich er weitgehend aus. So ist er auch in seinem bisherigen Bistum aufgetreten: Er hat den Gang in die Medien durchaus gesucht – Thissen hat das Wort zum Sonntag in der ARD gesprochen, seine Andachten wurden im Radio übertragen – gleichzeitig hat er sich kirchenpolitisch wenig profiliert und Farbe bekannt. Auch die Ankündigung Thissens, er sehe seine Aufgabe in Hamburg als „missionarische Seelsorge“ an, ist eher vage und muss erst noch mit Inhalt gefüllt werden.

Kenner der Kirche stellen ihn in eine Reihe mit den Bischöfen von Trier, Bamberg und Regensburg, die ebenfalls ihr Amt neu angetreten sind. „Besonderes Kennzeichen: Treue zum Vatikan“, hat die Welt über dieses Quartett getitelt. Sie verkörperten einen Bischofstyp, „der sich aufs Engste der Linie von Papst Johannes Paul und seines Glaubenspräfekten, Kardinal Ratzinger verpflichtet weiß“, schreibt die Zeitung. Die Rom-Treue Thissens scheint zumindest festzustehen, darin sind sich alle einig, die ihn zu kennen glauben.

In einem Punkt ist sich Thissen jedoch nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit der rot-grünen Bundesregierung einig. Einen krieg gegen den Irak lehnte er ab, hat Thissen in der Vorwoche betont: Krieg sei keine Basis für Konfliktlösungen. PETER AHRENS