Promis gegen Willkür

Kirchliche Flüchtlingsberatung fluchtpunkt bittet bekannte Persönlichkeiten um ihre PatInnenschaft als Schutz vor Abschiebungen durch die Ausländerbehörde

Der Amtsarzt bestätigt: Der Mann leidet nach zwei Herzinfarkten an einer schweren Herzkreislauferkrankung. Für die Innenbehörde ist das kein Abschiebehindernis. Auch nicht das Bürgerkriegstrauma, unter dem der Flüchtling leidet, die Notwendigkeit, nach einer Zwangsbeschneidung in ärztlicher Behandlung zu bleiben oder die Abhängigkeit von der Dialyse. „Das sind Fälle, die wir tatsächlich erleben“, sagt Anne Harms von fluchtpunkt, der kirchlichen Hilfsstelle für Flüchtlinge. Zurzeit werde fast täglich „unkommentiert und ungehindert“ von der Schill-Behörde abgeschoben, Menschen nachts aus ihren Betten geholt, um sie festzunehmen und ins Ausland zu bringen. Um dies zu erschweren und Öffentlichkeit herzustellen, ruft fluchtpunkt prominente HamburgerInnen auf, sich für die Aktion „Schützen Sie Flüchtlinge mit Ihrem guten Namen“ als eine Art PatInnen für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

„Wenn prominente Persönlichkeiten mit ihrem Namen hinter den Menschen stehen, könnte das den öffentlichen Druck erheblich verstärken“, betonen Anne Harms und Almut Jöde für die Einrichtung. Größere Verpflichtungen seien für die Promis damit nicht verbunden. Wer mitmachen möchte, erhält von fluchtpunkt Informationen über den konkreten Fall der Flüchtlingsfamilie. Danach unterschreiben sie eine Erklärung an die Hamburger Ausländerbehörde, in der sie bekräftigen, dass sie, stehen Festnahme oder Abschiebung direkt bevor, in der Öffentlichkeit auf den Fall aufmerksam machen.

Die Einrichtung bietet allen PatInnen, wenn sie das wünschen, darüber hinaus an, die Familie kennen zu lernen, für die man den eigenen prominenten Namen zur Verfügung stellt. PETER AHRENS

Kontakt: fluchtpunkt, Eifflerstraße 3, Tel. 43 25 00 80, E-Mail: fluchtpunkt@t-online.de